Im Bestand des Stockstädter Museums im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen befindet sich ein alter Leiterwagen, der wohl um 1930 gefertigt wurde und von sehr hoher handwerklicher Qualität ist. Dieses vollständig erhaltene hölzerne Wägelchen wurde kürzlich durch den Museumsmitarbeiter Martin Rödl sehr sorgfältig restauriert.
Scherzhaft nannte man diese Wägelchen auch „Bollerwagen“. Eine Bezeichnung, die wohl vom „bollernden“, polternden Geräusch stammt, das früher mit den Eisen bereiften Holzrädern eines solchen Gefährts auf dem Kopfsteinpflaster entstand.
Im kleinbäuerlichen Haushalt fanden Bollerwagen für jegliche Transporte und im Besonderen bei der Feldarbeit Verwendung. In der „schlechten Zeit“ ging man damit auch zum „stoppeln“. So nannte man es, wenn die ärmeren Leute die nach der Ernte übrig gebliebenen Feldfrüchte aufsammeln durften.
Leiterwagen sind auch auf vielen Fotos aus der Zeit von Flucht und Vertreibung nach dem II Weltkrieg zu sehen. Beladen mit allem, was die Menschen noch besaßen. In der nachfolgenden Zeit des Schwarzhandels und der lebensnotwendigen Hamsterfahrten war der Bollerwagen ein wichtiges Transportmittel.
Das Exemplar im Stockstädter Museum auf dem Kühkopf wird nun nach der Restaurierung von Museumsmitarbeiter Walter Mück nach den Richtlinien des Hessischen Museumsverbandes inventarisiert. Das heißt: genau vermessen, fotografiert, mit einer Inventarnummer versehen und in eine Datenbank eingegeben. Da die Ausstellungsfläche im Museum allerdings begrenzt ist, wird der Wagen zunächst im Depot untergebracht.
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