Ried-Echo vom 3.10.2017: Großherzog Ernst Ludwig, eine außergewöhnliche Persönlichkeit

STOCKSTADT – (bge). Der Wormser Reichstagsabgeordnete Cornelius Wilhelm Freiherr von Heyl zu Herrnsheim erwarb 1888 das auf dem Kühkopf liegende Hofgut Guntershausen. Er schuf dort ein Jagdparadies mit Seltenheitswert. Das berichtete Jörg Hartung bei einem „großherzoglichen Hofgutnachmittag“. Und so freute er sich besonders, dass mit Ludwig von Heyl der Urenkel des Freiherrn gekommen war.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung des Fördervereins Hofgut Guntershausen stand der letzte Darmstädter Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Der Regent besuchte häufig als Jagdgast den Kühkopf; sein 80. Todestag am 9. Oktober 1937 steht in diesem Jahr im Kalender. Seinen Vortrag veranschaulichte der Geschäftsführer des Fördervereins mit vielen Bildern.

Großherzog Ernst Ludwig sei eine sehr außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen, sagte Hartung vor den rund 70 Zuhörern: geschieden, ein zweites Mal verheiratet, mehr Interesse an Kunst als am Militär, im Gespräch mit demokratischen Kräften. Die Lebensgeschichte des am 25. November 1868 geborenen Thronerben setzte sich mit dem Offiziersexamen und dem Studium der National-Ökonomie, deutscher Rechtsgeschichte, Monumentalkunst und Kunst der Gegenwart fort.

Eine Aufnahme machte die besondere Haltung Ernst Ludwigs zum Militär deutlich: schief aufgesetzte Mütze, Kippe lässig im Mundwinkel. Mit 23 Jahren trat er am 13. März 1892 die Nachfolge seines Vaters, Großherzog Ludwig IV., an. 1905 heiratete er Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich. Aus der Ehe gingen die Söhne Georg Donatus, von den Darmstädtern „Erbschorsch“ genannt, und Ludwig hervor.

Bis nach dem Ersten Weltkrieg im November 1918 habe sich der Großherzog erfolgreich bemüht, die Erwartungen der Bevölkerung zu erfüllen und die Entwicklung des Landes voranzutreiben. Hartung: „Das Volk hat ihm das mit ehrlicher Hochachtung gedankt.“ Der Referent zitierte Manfred Knodt: „Mit seinen Landeskindern konnte er umgehen, er lebte mit ihnen, er verstand ihre Sprache und er sprach sie auch, den Darmstädter Dialekt, das Heinerdeutsch.“

Erster Flugplatz in Deutschland

Hartung erinnerte an Wirkungen der Regierung des Fürsten: Der Ansiedlung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe 1899 verdankt Darmstadt die Bezeichnung „Stadt des Jugendstils“. Flugpionier August Euler gab Ernst Ludwig Raum, seine Ideen umzusetzen, so dass Darmstadt 1908 den ersten Flugplatz Deutschlands hatte. 1906 akzeptierte Ernst Ludwig die Wahl des SPD-Mitgliedes Leonhard Eißnert zum Beigeordneten in den Magistrat der Stadt Offenbach, was ihm in konservativen Kreisen den Schmähnamen „roter Großherzog“ eintrug.

Der Regent, so Hartung, zeichnete, schrieb Gedichte, wagte Kompositionsversuche, entwarf Theaterkulissen und Kostüme und beeinflusste Inszenierungen der Darmstädter Opernbühne. Der „Spiegel“ berichtete von einem Besuch am Zarenhof 1916, wo der Großherzog wohl eine Übereinkunft mit Russland, wenn nicht gar einem Separatfrieden habe erreichen wollen.


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Ried Echo vom 20.9.2017: Angebote rund um die Natur…

Ried Echo 20.09.2017

Angebote rund um die Natur und ihren Schutz locken zahlreiche Besucher auf den Kühkopf

Von Franziska Gütlich 

STOCKSTADT – Ein beliebtes Ausflugsziel war das Hofgut Guntershausen auf dem Kühkopf. Zahlreiche Familien nutzten das trockene Wetter und besuchten dort das Kelterfest „rund um den Apfel“ das Hofgut-Förderverein, Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf und Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald ausrichteten. Im Hof fanden die Gäste allerhand Stände und Stationen zu Themen aus Natur, Naturschutz und Naturschutzgebiet. Besonders für die Kinder hatte man sich allerhand einfallen lassen. 

Absoluter Höhepunkt war das Mithelfen beim Auspressen von Apfelsaft an der Kinderkelter, während in einer anderen Ecke des Hofs erwachsene Kelterer am Werk waren. In 20-Kilogramm-Portionen gab Christin Kehrenberg die Früchte in den Trichter. Dann durfte der Nachwuchs fleißig kurbeln, um die Äpfel zu zerkleinern. „Auf, Paul, weiterdrehen“, feuerte ein Papa seinen Sohn an. Anschließend kam das Mus in die Presse. Noch ein paar Holzscheite auf den Deckel, „dann brauchen wir nicht so viel zu drehen“, erklärte Kehrenberg. Mit Hilfe einer langen Stange pressten die Kinder mit Begeisterung allen Saft aus den Äpfeln. Als am Ende nichts mehr aus dem Röhren lief, war ein kleiner zehn Liter Eimer voll.  

„Schaut mal, wie viel Äpfel wir hineingegeben haben in die Presse, und wie viel Saft wir erhalten haben“, forderte Kehrenberg die Kinder auf. Das sei nicht so viel, wie sie erwartet hätten, mussten auch einige Eltern einräumen. Als Lohn für die harte Arbeit, durfte sich jedes Kind am selbst gekelterten Most bedienen. Mancher staunte nicht schlecht, weil der frische Saft doch anders schmeckte als der Inhalt von Flaschen und Tüten aus dem Supermarkt. Die Apfel-Reste wurden nicht weggeworfen, sondern aufgehoben. Sie sollten später an Schweine oder Hühner verfüttert werden. Wer nun noch Kraft in den Armen hatte, konnte am Stand nebenan bei Hessen-Forst- Umweltpädagoge Peter Hahn ein Vogelhäuschen bauen.  

Auch für die Verpflegung der kleinen und großen Besucher war gesorgt: Im ehemaligen Verwalterhaus des Hofguts lockte eine gut bestückte Kuchentheke, und an diversen Grillstationen war von frischer Wildschweinbratwurst bis zur Räucherforelle eine breite Palette von Köstlichkeiten im Angebot. An einem weiteren Stand konnte man frischen Honig von Imker Gottschall probieren und Produkte rund um die Biene zu erwerben. Der Honig stammte direkt von den Bienenstöcken hinter dem Gutshaus, erklärte Klaus Gottschall. Er hatte außerdem einen kleinen Bienenstock mit einigen Waben ausgestellt, sodass Neugierige Bienenvolk und Königin auch von Nahem betrachten konnten. Dreimal im Jahr liefern die seit 2014 am „Bienenhügel“ stehenden Stöcke eine Ernte. Über die Pflege seiner Völker hinaus bietet das Imker-Ehepaar auch Aus- und Fortbildungen zum Freizeitimker an.“

Schädelraten mit dem Fraport-Biologen war im Hofgut angesagt, im Umweltbildungszentrum durften Kinder und Jugendliche die Mikroskopier-Werkstatt nutzen. Und bevor sie das Fest verließen, bastelten die kleinen Besucher noch einen Apfel aus Filz. Immer wieder mussten die Betreuerinnen das eine oder andere Kind vertrösten, weil der Andrang an dieser Station so groß war. Am Ende trug jedoch jeder stolz seinen selbst gemachten Apfel nach Hause.


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Ried-Echo vom 13.9.2017: Ehepaar Schreyer zeigt Fotografien und Malereien im Hofgut Guntershausen

Von René Granacher

STOCKSTADT – Landschaften in zweierlei Form sind derzeit in der Galerie des Hofguts Guntershausen zu sehen. Friedrich Schreyer hat die Natur der Rheinauen fotografiert, wie sie ist, wild und unberührt. Seine Frau Manuela Albu-Schreyer dagegen nimmt Landschaften als Inspiration für ihre abstrakte Malerei. Die Werke der beiden Gernsheimer wurden in einer Vernissage der Öffentlichkeit vorgestellt.

Viel Grün, Naturtöne oder auch schwarz-weiß dominieren in den Fotografien, die in verschiedenen Gebieten entlang des Rheins entstanden sind. Farbenfroh wirken demgegenüber die Gemälde: Mit Acryl und Pastellkreiden hat die Malerin farbige Flächen und Linien übereinandergelegt. Mit Landschaften würde man das Ergebnis kaum assoziieren, eher entsteht der Eindruck eines vielfarbigen Flammenmeers. Erst die Titel verraten, dass etwa Äste, Gräser oder Winde Grundlage der Darstellung waren.

Wirken die Bilder durch ihren einheitlichen Stil zunächst recht ähnlich, so entdeckt man auf den zweiten Blick die Unterschiede, die sich aus der gewählten Farbpalette ergeben: Ein Bild wird von kühlem Blau dominiert, ein anderes von feurigem Rot; eines wirkt harmonisch in der Farbzusammenstellung, ein anderes grell-bunt; eines wird von düsteren Tönen bestimmt, ein anderes lässt durch seine Pastellkombination an Flower-Power-Plakate denken. In das Gewirr und Gewebe der Linien kann der Betrachter manches hineinsehen.

Das Unbewusste Gestalt annehmen lassen

Die wildbewegten Farbmischungen stehen im Gegensatz zur ruhigen Stimmung in den Fotografien. Die Motive erscheinen jedem bekannt, der mit der Auenlandschaft etwa auf dem Kühkopf vertraut ist: Wasserflächen und Bäume, Unterholz und Kopfweiden. Manche der Motive sind Paradeansichten der Natur, wie sie oft und gerne festgehalten werden. In anderen Bildern scheint die Komposition zufällig und das Auge vermisst zunächst ein eigentliches Motiv. Er sei lange auf der Suche nach den richtigen Orten für die Fotos, erklärte Schreyer in seiner Einführung, und dokumentiere dann ihre Veränderung über Jahre hinweg.

Albu-Schreyer dagegen will im Malprozess auch ihr Unbewusstes Gestalt annehmen lassen, wie sie erklärte. Das Motiv Landschaft verwandle sich dabei zu einem Symbol – die Farbigkeit sei kein Chaos, sondern eine Suche nach Struktur und Ordnung. „Die Bilder fordern den Betrachter zum Dialog auf, hoffe ich.“

Claudia Blum-Borell begrüßte für den Förderverein des Hofguts die Besucher bei dieser letzten Kunstausstellung im Verwalterhaus für die laufende Saison. Sie las drei eigene Gedichte, die ebenfalls das Thema der Landschaft am Rhein aufgriffen. Bis zum 29. Oktober sind die Gemälde und Fotografien nun im Obergeschoss des Verwalterhauses auf dem Kühkopf zu sehen. Geöffnet ist an Wochenenden und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

 

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Ried Echo vom 26.7.2017: Künstlergruppe „Impuls-Art“ stellt im Hofgut Guntershausen aus

Von Anke Mosch

STOCKSTADT – Sie sind ein Hingucker, die drei Fotografien mit jeweils einem Schriftzug auf nackter Haut. „Save Our Souls“ ist auf einem Frauenpo, einem Männeroberkörper und im tiefen Rückenausschnitt eines Kleides zu lesen. Erst auf dem zweiten oder dritten Blick irritiert etwas an der dazugehörigen Kleidung – und das nicht, weil sie eher spärlich vorhanden ist. Denn Bluse, Hose und Kleid werden mit den Nähten nach außen getragen. 

Anregung durch Roman von Yoko Ogawa

Mara Danné und Feh Reichl haben mit ihrem Triptychon das Ausstellungsthema ganz wörtlich genommen, andere Mitglieder des offenen Künstler-Netzwerks „Impuls-Art“ arbeiten abstrakter. „Auf links gedreht“ heißt die aktuelle Ausstellung der seit 2003 bestehenden Künstlergruppe, die auf Einladung des Fördervereins Hofgut Guntershausen bis zum 3. September im Verwalterhaus des Hofguts auf dem Kühkopf zu sehen ist. Geöffnet ist samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr.

Angeregt zu dem Thema wurde „Impuls-Art“ durch den Roman der japanischen Schriftstellerin Yoko Ogawa, in dem sie ein Ritual schildert, bei dem die Kleidung von außen nach innen gekehrt wird, um böse Geister vom Menschen weg nach außen zu leiten, erzählt Künstlerin Iris Welke-Sturm. „Wir haben alle den Roman gelesen und haben dieses Thema als Ausgangspunkt für das Konzept unserer Ausstellung genommen.“ Für die Künstler aus Darmstadt und Umgebung war es der Impuls, eine andere Sichtweise einzunehmen und Blickrichtungen umzukrempeln – das Innere nach außen, aber auch das äußerlich Sichtbare nach innen zu kehren.

Die Künstler unterscheiden sich nicht nur durch die Nutzung verschiedener Materialien, sondern auch durch eine eigene Herangehensweise an das gemeinsame Thema. Welker-Sturm etwa, die sich als Wortstellerin bezeichnet und in ihren Werken fließende Übergänge zwischen Text- und Malkompositionen schafft, dreht und wendet in ihren Gemälden Wortbedeutungen – zum Teil ganz wörtlich. Über dem Schwarz gehaltenen Schriftzug „Hartz IV“ hängen Karteikärtchen an Bändchen in den Nationalfarben mit zum Thema assoziierten Begriffen. Auf der einen Seite steht das Nomen, auf der anderen das dazugehörige Adjektiv mitsamt Bedeutungsverschiebung: „Norm – normiert“ und „Wert – bewertet“.

Volker Hilarius hinterfragt den für Fotografien so selbstverständlichen Blick auf das vordergründig Sichtbare und lässt den Betrachter rätseln, was die tiefere Bedeutung der Oberflächen von „Surfaces 1-3“ oder den gitterartigen Strukturen von „Reflexes“ ist. Die Naturfotografien von Anne-Kathrin Matz mit Gräsern und Samenkapseln oder Landschaftsaufnahmen wiederum lassen mythische Welten hinter der realen Abbildung erahnen. Mit ihren fröhlich-bunten Grafikdrucken voller Blumen und Ranken stülpt MJC Wichmann positive Gefühle wie Liebe und Schwangerschaft von innen nach außen. Da brütet ein Vogelweibchen auf einem menschlichen Kopf, während der verliebte Vogelmann mit Zylinder auf einem Ast davor schmachtend zuschaut. „I can see you“ warnt dagegen Ute C. Rühl und zeigt in Tusche auf Papier bloßgelegte Körper ohne Kopf.


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Ried Echo vom 16.5.2017: Neun Darmstädter Maler präsentieren ihre Arbeiten auf dem Kühkopf

Von René Granacher

STOCKSTADT – Nicht zum ersten Mal stellen die Darmstädter „Donnerstagsmaler“, genannt Doma, derzeit ihre Werke im Hofgut Guntershausen aus. Wer die aktuellen Bilder bei der Vernissage am Freitag oder danach am Wochenende besuchte, konnte daher auch alte Bekannte entdecken.

Stilarten, Techniken und Anspruch sind in der Vielzahl der Bilder sehr unterschiedlich gelagert. Zu den interessantesten Stücken gehören die Gemälde der ehemaligen Kunstlehrerin Almuth Bistri. Ihr Spektrum reicht vom expressionistischen Porträt bis zu abstrakten Bildern, die gekonnt mit Andeutungen arbeiten. Meist malt Bistri mit Acrylfarben.

Wolfgang Schönegge stellt gefällige Aquarelle aus, die in starken Farben vor allem Darmstädter Motive aufgreifen. Dabei werden die die stimmigen Kompositionen oft von schönen Lichtstimmungen ergänzt. Eine Besonderheit sind Niels Kirschs „Kritzeleien“, die schon früher im Hofgut zu sehen waren und – teils spielerisch, teils Fleißarbeit – verschiedene Kunststile aufgreifen mit mal organischer und mal geometrischer Wirkung, mal flächig und mal räumlich.

Peter Hadwiger hat früher aquarelliert, kann aber wegen eines Augenproblems nur noch starke Schwarz-Weiß-Kontraste wahrnehmen. Aus der Not macht er eine Tugend, indem er nun Linoldrucke anfertigt, von Darmstädter Ansichten oder solchen auf Kreta. Stadt und Bäume sind die Motive, die sich Ute Lambinus für ihre Aquarelle gewählt hat. Weitere Aquarellbilder stammen von Christel Frank und deuten die Formen von Darmstädter Szenen nur grob an.

Johanna Hickler ist in der Ausstellung mit figürlichen Aquarellen ebenso vertreten wie mit abstrakten Motiven, die mit Pastellkreiden gemalt sind. Diese Motive lassen oft an Makrofotografie denken und wirken durch eine reduzierte Palette gedeckter Farben. Dorothea Baran arbeitet ebenfalls mit Ölkreiden, setzt ihre Bilder aus bunten Farbflächen eher einfach zusammen. Auch die Bilder von Karin Götze in der Gruppenausstellung wirken oft kindlich. Sie wohnt nicht in Darmstadt wie die meisten Mitglieder der Gruppe, sondern reist aus Dieburg zu den wöchentlichen Malstunden an.

Seit mehreren Jahrzehnten schon trifft sich die Gruppe, wobei es Zu- und Abgänge gibt. Gemeinsam zeichnen oder malen sie vor allem in Darmstadt, wo man sie an verschiedenen Orten antreffen kann. „Im Schutz der Gruppe“, sagte Christel Frank einführend, trauen sie sich, unter den Augen der Öffentlichkeit zu arbeiten. Neben den ausgestellten Mitgliedern der Gruppe gebe es weitere, sagte Frank, die diesmal nicht vertreten seien. Claudia Blum-Borell vom Förderverein des Hofguts begrüßte die Gäste in der Galerie und lobte die Zusammenstellung als beeindruckend und vielfältig.

Die Vernissage wurde von einem Tangoduo musikalisch umrahmt: Mit Geige und Gitarre spielten Inken Renner und Günther Kreuzkamp Lieder um Liebe, Lüge und Schmerz, teils mit spanischem Gesang.

 

Ausstellung läuft noch bis zum 9. Juli

Die Ausstellung ist bis zum 9. Juli im Obergeschoss des Verwalterhauses zu sehen. Geöffnet ist an Wochenenden und Feiertagen jeweils von 13 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.


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Ried Echo vom 24. März 2017: „Jörg Hartung zeigt auf dem Hofgut unveröffentlichtes Filmmaterial“

Von René Granacher

STOCKSTADT – Im Hofgut Guntershausen wurden viele Erinnerungen wach. Jörg Hartung hatte zu einem Filmnachmittag mit Material eingeladen, das zum großen Teil noch nie öffentlich gezeigt wurde. Der älteste Film im Programm stammte aus dem Jahr 1952 und verdankt seine Existenz der Firma Nold: Der Metallverarbeiter, über Jahrzehnte wichtigster Arbeitgeber im Ort, ließ damals einen Betriebsausflug nach Neustadt/Weinstraße im Film festhalten – ohne Ton und schwarz-weiß.

War von Stockstadt selbst in diesem Streifen nichts zu sehen, so erkannte doch mancher Besucher im mehr als vollbesetzten Vortragsraum Personen wieder, die da im Dampfzug unterwegs waren – fein herausgeputzt, wie man es damals noch tat für ein solch besonderes Ereignis. Gedreht wurden die Aufnahmen auf 16-Millimeter-Film, also für die damalige Zeit sehr professionellem Material. Hans Kanow, Schwiegersohn des damaligen Nold-Inhabers, hat mit dem Filmclub Lorsch das alte Zelluloid gerettet und in ein modernes Format überführt, sodass er es nun im Hofgut abspielen konnte.

Gut 40 Jahre später entstand unter dem Titel „Variationen in Lochblech“ ein moderner Werbefilm für das damals noch bestehende Unternehmen. Nicht den gelochten Blechen in Brunnen oder Geschirrspülern aber galt beim Betrachten am Sonntag das Interesse, sondern wiederum den Mitarbeitern. Von den eingesessenen Stockstädtern kennt jeder ehemalige „Noldler“.

Vor allem gesellige Ereignisse gefilmt

Von ganz anderer Art war ein Film, der sich 1982 und 1983 dem Leben im Ort widmete. Als „Dokument für die Nachwelt“ sollte das Geschehen in Stockstadt festgehalten werden, sagte im Film der damalige Bürgermeister Wilhelm Wenner: „Stockstadt, die Stadt am Rhein“ war das Ergebnis selbstbewusst betitelt. Es begann mit einer Sitzung der Gemeindevertretung, die eine Reparatur von Hochwasserschäden am Rheindeich beschloss.

Verbunden durch Aufnahmen einer Kutschfahrt durch den Ort, folgte eine Vielzahl von Impressionen: Landwirtschaft und Hochwasser, die Arbeitgeber Nold und Pfeffer, Sportarten wie Tischtennis, Basketball und Fußball. Der Kindergarten wurde vorgeführt („133 Kinder in fünf Gruppen“), und viel Raum nahmen Geselligkeiten ein: das Wingertsgässer Fest, die Kerb. Mal spielte die Feuerwehrmusik, mal sangen die „Stockstädter Hofsänger“ des Carnevalvereins. Beim Besuch des damaligen Neubaugebiets im Rheinfeld erfuhr man, dass nur die Zugezogenen Probleme mit Schnaken hätten. Wieder viele bekannte Gesichter: Die Künstler Franz Jahn und Ludwig Bau hatten ihre Auftritte, Pfarrer Karl-Heinz Horlebein war zu sehen. Gedreht hatte den Film Ludwig Schneider, im Ort damals bekannt als Bulldog-Schneider. Er hatte auch einen weiteren Film angefertigt, der sich dem Kühkopf widmete. Neben Naturaufnahmen ging es um Sportangler und eine Obstversteigerung, auch der Pächter des inzwischen geschlossenen Restaurants im Forsthaus kam zu Wort: Er beklagte, dass seit der Aussperrung des Autoverkehrs vom Kühkopf nur noch am Wochenende Betrieb sei.

Zum Abschluss ging es noch einmal in die Firma Nold, zur „Weihnachts- und Altenfeier“ 1988 mit großem Essen und Quizspiel. Auch die Nachkommen der Nold-Familie waren zu dem gut besuchten Filmnachmittag ins Hofgut gekommen. Da die Plätze diesmal gar nicht ausreichten für alle Interessenten, stellte Jörg Hartung einen weiteren Filmabend im Herbst in Aussicht.


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Ried Echo vom 23. März 2017: „Innere und äußere Räume“

Ried Echo vom 23. März 2017

„Innere und äußere Räume“ ist der Titel einer Ausstellung im Hofgut Guntershausen mit Bildern von Birgit Huck

 

Von René Granacher

STOCKSTADT – „Innere und äußere Räume“ ist die Ausstellung von Birgit Huck betitelt, die derzeit im Hofgut Guntershausen zu sehen ist. Die Darmstädter Künstlerin zeigt meist Orte, manchmal mit angedeuteten Personen und fast immer mit einer reduzierten Palette von Blau sowie grauen bis schwarzen Tönen. Landschaften und Gebäude sind oft gegenständlich dargestellt, zuweilen auch mehr oder weniger abstrahiert. Auf einzelnen Bildern arbeitet die Malerin mit eingeklebten Strukturelementen oder getrockneten Farbresten.

Motive aus Prag und den USA

Aus Dortmund stammend, studierte Huck Malerei und Zeichnen an der Gesamthochschule Kassel. Im Hauptberuf ist sie Lehrerin für Mathematik und Kunst. In ihren Bildern hat sie etwa Motive aus Prag oder den USA verarbeitet, auch wenn diese konkreten Orte in den Bildern nicht mehr erkennbar sind. Sie wurden aus einer Fotovorlage „mit Emotion und Fantasie in ein Bild überführt“, sagte Roland Held, der bei der Vernissage in die Ausstellung einführte.

Vielfach sieht man Innenräume mit viel Dunkelheit, in die blaues Licht einfällt. Durch dunkle Wände mit erleuchteten Öffnungen ergeben sich starke Kontraste von hell und dunkel. Verwaschene Silhouetten erzeugen den Eindruck zufälliger Szenen in Straßen und Passagen. Dies seien Innenräume „gemäß der Lebenswelt unserer zeitgenössischen, mobil geprägten Konsum- und Massengesellschaft“, befand Held.

Bei den Landschaften fließen mal bei Küstenmotiven die Blautöne von Wasser und Himmel in eins zusammen, ein anderes Mal ist es das Grau von Boden und Wolken. In Bildern mit stärkeren Farbakzenten sind expressionistische Ansätze zu erkennen. Ortschaften finden sich durch farbige Einsprengsel angedeutet, auch in den abstrakt angelegten Bildern kontrastieren unruhig bunte Elemente mit dem Dunkel oder Farbflächen im Hintergrund. Den stärksten Ausdruck haben allerdings einige „California“-Bilder, die auf kleinteilige Buntheit verzichten und stattdessen klare, eigentümliche Farbstimmungen aus pastelligen Blau- und Brauntönen aufbauen. Farbe steht im Mittelpunkt: „Birgit Huck grundiert, schichtet, korrigiert, collagiert mit Farbe, sie setzt hier auf klare Kontraste, dort auf zart irisierende Mischungen oder stufenlose Übergänge“, sagte Held. Formen werden nicht durch Konturen erkennbar, sondern durch Farbabstufungen.

Die Ausstellung von Birgit Huck ist bis zum 7. Mai im Verwalterhaus des Hofguts zu sehen. Geöffnet ist das Haus an Wochenenden und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr.


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