Ried Echo vom 24. März 2017: „Jörg Hartung zeigt auf dem Hofgut unveröffentlichtes Filmmaterial“

Von René Granacher

STOCKSTADT – Im Hofgut Guntershausen wurden viele Erinnerungen wach. Jörg Hartung hatte zu einem Filmnachmittag mit Material eingeladen, das zum großen Teil noch nie öffentlich gezeigt wurde. Der älteste Film im Programm stammte aus dem Jahr 1952 und verdankt seine Existenz der Firma Nold: Der Metallverarbeiter, über Jahrzehnte wichtigster Arbeitgeber im Ort, ließ damals einen Betriebsausflug nach Neustadt/Weinstraße im Film festhalten – ohne Ton und schwarz-weiß.

War von Stockstadt selbst in diesem Streifen nichts zu sehen, so erkannte doch mancher Besucher im mehr als vollbesetzten Vortragsraum Personen wieder, die da im Dampfzug unterwegs waren – fein herausgeputzt, wie man es damals noch tat für ein solch besonderes Ereignis. Gedreht wurden die Aufnahmen auf 16-Millimeter-Film, also für die damalige Zeit sehr professionellem Material. Hans Kanow, Schwiegersohn des damaligen Nold-Inhabers, hat mit dem Filmclub Lorsch das alte Zelluloid gerettet und in ein modernes Format überführt, sodass er es nun im Hofgut abspielen konnte.

Gut 40 Jahre später entstand unter dem Titel „Variationen in Lochblech“ ein moderner Werbefilm für das damals noch bestehende Unternehmen. Nicht den gelochten Blechen in Brunnen oder Geschirrspülern aber galt beim Betrachten am Sonntag das Interesse, sondern wiederum den Mitarbeitern. Von den eingesessenen Stockstädtern kennt jeder ehemalige „Noldler“.

Vor allem gesellige Ereignisse gefilmt

Von ganz anderer Art war ein Film, der sich 1982 und 1983 dem Leben im Ort widmete. Als „Dokument für die Nachwelt“ sollte das Geschehen in Stockstadt festgehalten werden, sagte im Film der damalige Bürgermeister Wilhelm Wenner: „Stockstadt, die Stadt am Rhein“ war das Ergebnis selbstbewusst betitelt. Es begann mit einer Sitzung der Gemeindevertretung, die eine Reparatur von Hochwasserschäden am Rheindeich beschloss.

Verbunden durch Aufnahmen einer Kutschfahrt durch den Ort, folgte eine Vielzahl von Impressionen: Landwirtschaft und Hochwasser, die Arbeitgeber Nold und Pfeffer, Sportarten wie Tischtennis, Basketball und Fußball. Der Kindergarten wurde vorgeführt („133 Kinder in fünf Gruppen“), und viel Raum nahmen Geselligkeiten ein: das Wingertsgässer Fest, die Kerb. Mal spielte die Feuerwehrmusik, mal sangen die „Stockstädter Hofsänger“ des Carnevalvereins. Beim Besuch des damaligen Neubaugebiets im Rheinfeld erfuhr man, dass nur die Zugezogenen Probleme mit Schnaken hätten. Wieder viele bekannte Gesichter: Die Künstler Franz Jahn und Ludwig Bau hatten ihre Auftritte, Pfarrer Karl-Heinz Horlebein war zu sehen. Gedreht hatte den Film Ludwig Schneider, im Ort damals bekannt als Bulldog-Schneider. Er hatte auch einen weiteren Film angefertigt, der sich dem Kühkopf widmete. Neben Naturaufnahmen ging es um Sportangler und eine Obstversteigerung, auch der Pächter des inzwischen geschlossenen Restaurants im Forsthaus kam zu Wort: Er beklagte, dass seit der Aussperrung des Autoverkehrs vom Kühkopf nur noch am Wochenende Betrieb sei.

Zum Abschluss ging es noch einmal in die Firma Nold, zur „Weihnachts- und Altenfeier“ 1988 mit großem Essen und Quizspiel. Auch die Nachkommen der Nold-Familie waren zu dem gut besuchten Filmnachmittag ins Hofgut gekommen. Da die Plätze diesmal gar nicht ausreichten für alle Interessenten, stellte Jörg Hartung einen weiteren Filmabend im Herbst in Aussicht.


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