Betrachtet man das Wappen der Gemeinde Stockstadt am Rhein, so fallen die beiden Stangen mit einer Spitze und einem Widerhaken auf. Es handelt sich hierbei um die Darstellung von Bootshaken, Fischerhaken oder Flößerhaken.Ein ähnliches Aussehen haben auch die sogenannten Brand- oder Reißhaken. Diese sind im Allgemeinen aber größer als die Bootshaken bzw. Schiffshaken.
Man nutzte die Bootshaken hauptsächlich, um Gegenstände oder Personen aus dem Wasser zu fischen oder sich an andere Boote oder den Anleger heranzuziehen. Mit der Spitze konnte man sich vom Anleger bzw. Ufer abdrücken und die Fischer zogen damit auch ihre Netze heran. Bekanntlich hatte Stockstadt bis zum Rheindurchstich 1828/29 den für unsere Region bedeutendsten Rheinhafen, wo unter anderem Floßholz angeliefert wurde, das als Baumaterial diente. In diesem Bereich fanden die Haken auch bei uns ihre Anwendung, wie Museumsleiter Jörg Hartung erläutert. Der Bootshaken diente zum Manipulieren der schwimmenden Stämme, zum Floßbau, Steuern des Floßes, sowie zum Schieben, Drehen, Wenden, Rollen und Heben der Stämme. Außerdem diente er auch dem Balancehalten beim Gehen auf den Flößen. Die Darstellung dieser Haken im Stockstädter Wappen deutet auf ein Leben direkt am und mit dem Rheinstrom hin. Sie sind das Symbol für die Fischerei und die Schifffahrt, die über Jahrhunderte den Lebensunterhalt vieler Stockstädter sicherte. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sich im Depot des Stockstädter Museums eine Vielzahl solcher Bootshaken in verschiedenen Formen und Größen befinden.
Wie Jörg Hartung weiß, bezeichnen die alten Stockstädter diese Haken noch als „Schallhooge“. Es stellt sich nun die Frage wie es in unserem Dialekt zu dieser Bezeichnung kommt? Die hochdeutsche Form des Stockstädter Wortes ist „Schalthaken“. Das Südhessische Wörterbuch kennt „Schallhooge“ beispielsweise aus Groß-Rohrheim und Biblis, aber nur als Gerät der Feuerwehr. Bei uns in Stockstadt hat sich aber noch die ursprüngliche, alte Bedeutung erhalten. „Schalte“ hieß im Mittelalter die Stange, mit der man das Schiff vom Ufer abstieß. Davon kommt „schalten“, ein Boot mit der Stange bewegen, dann mit etwas umgehen, herrschen, einen Schalter bedienen. 1423 ist im Lorscher Wildbannsweistum eine „Schalde“ erwähnt, das war wohl ein Boot, das mit einer Stange fortbewegt wurde.