Aus dem Stockstädter Museum
Da das Stockstädter Museum im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen aufgrund der Corona – Pandemie derzeit leider bis auf weiteres geschlossen bleiben muss, möchten wir ihnen als Ausgleich hierfür auf diesem Wege einige unserer Exponate näherbringen.
Das Bild der Kaiserlichen Familie
Bis zum Ende der Monarchie in Deutschland im Jahre 1918 war es üblich, dass in den Amtsstuben, aber auch in den Wohnstuben unserer Vorfahren, das Bildnis des jeweils herrschenden Monarchen hing. Bei uns im Großherzogtum Hessen war dies oftmals der amtierende Großherzog, aber auch der jeweilige Deutsche Kaiser. In Stockstadt am Rhein hat in einem Haushalt ein solches, etwa um 1910 entstandenes Bild, die Wirren des 20. Jahrhunderts überdauert.
Dieses Bild ist zudem etwas Besonders, wie Museumsleiter Jörg Hartung zu berichten weiß. Es handelt sich hierbei nämlich um eine kolorierte Aufnahme, worauf nicht nur alleine der Herrscher, in diesem Fall Kaiser Wilhelm II (1859 – 1941), sondern gleich dessen komplette Familie abgebildet ist. Neben Wilhelm II in der Mitte zeigt es dessen Gemahlin Kaiserin Auguste Viktoria mit der einzigen Tochter des Paares, Prinzessin Viktoria Luise, ebenso den ältesten Sohn Kronprinz Wilhelm mit seiner Gattin Kronprinzessin Cäcilie. Außerdem sind die weiteren Söhne des Kaiserpaares, die Prinzen Albert, Oskar, August Wilhelm, Joachim und Eitel Friedrich dargestellt.
Beachtenswert ist zudem, dass ganz rechts im Bild auch Prinz Heinrich von Preußen (1862 – 1929), der jüngere Bruder des Kaisers zu erkennen ist, der in den Jahren von 1900 bis 1913 regelmäßig zur Jagd nach Stockstadt am Rhein und auf den Kühkopf kam. Prinz Heinrich von Preußen war nämlich mit der Darmstädter Prinzessin Irene von Hessen und bei Rhein (1866 – 1953) verheiratet, die ebenfalls vorne rechts im Bild auf einem Stuhl sitzend zu sehen ist. Sie war eine Schwester des letzten Darmstädter Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, worin auch der Grund für die häufigen Besuche des Prinzen Heinrich von Preußen in Darmstadt zu finden ist. Diese Verwandtschaftsbesuche waren dann oftmals mit einem Jagdausflug auf den Kühkopf verbunden. Hierüber berichtete dann regelmäßig die Presse, wie es das nachstehende Beispiel der Darmstädter Zeitung vom 30. Oktober 1913 zeigt:
„Große Jagd bei Stockstadt.
Heute, Donnerstag, findet auf dem bei Stockstadt am Rhein gelegenen Hofgut des Freiherrn von Heyl die diesjährige erste große Jagd statt. Als Schützen sind anwesend: der Großherzog von Hessen, Prinz Heinrich von Preußen, Fürst Leiningen, Fürst Birstein, Graf Wilhelm von Laubach, Graf Kuno zu Stolberg-Roßla, Graf Görtz, General von Heyl, Exzellenz von Eichhorn, Armeeinspekteur, Exzellenz von Hahn, Generaladjutant des Großherzogs von Hessen, der Adjutant des Prinzen Heinrich von Preußen, Exzellenz Freiherr von Heyl zu Herrnsheim, Baron Cornelius von Heyl zu Herrnsheim, Baron Ludwig von Heyl zu Herrnsheim.“
Der Ausgang des I. Weltkrieges und die damit verbundene Revolution im Jahre 1918 setzte der bisher in dieser Form auf dem Kühkopf betriebenen Jagd großen Stils ein jähes Ende. Ebenso verschwanden auch die Bilder der Monarchen aus den Wohnstuben unserer Vorfahren. Das hier beschriebene 61 cm breite und 50 cm hohe Bild der kaiserlichen Familie gehört bereits seit 1984 zum Bestand des Museums der Gemeinde Stockstadt am Rhein und wird derzeit im Depot aufbewahrt. Es ist daher lediglich im Rahmen von Sonderführungen zu besichtigen.
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