Ried-Echo vom 26.8.2019: Versunken im bunten Universum

Der Inder Osiva und der Riedstädter Antar Pradeep stellen zusammen im Hofgut Guntershausen aus. Meditation spielt eine große Rolle für ihre Werke.

Von Hans-Josef Becker

STOCKSTADT – Viele Umarmungen zeugen von Freundschaft und Wertschätzung für den Mann, der eine natürliche Aura ausstrahlt. Aus Kuilyapalam in Südindien stammt der Künstler Osiva, der gemeinsam mit dem Riedstädter Antar Pradeep seine Werke im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen auf dem Kühkopf zeigt. „Kunst, die Grenzen überwindet – Meditation and Arts“ wurde am Freitag mit sehr vielen Besuchern eröffnet.

Osiva, ein Meister des Lachens und der Zugewandtheit, arbeitet in der Yatra Arts Foundation, wo neben Malerei auch Tanz, Theater, Musik und Meditation gefördert werden. Nun ist der Inder einige Monate zu Besuch bei deutschen Freunden, um seine Bilder zu zeigen und Meditations-Workshops anzubieten. Die Anliegen verbinden sich etwa auf dem Selbstbildnis: Meditationslehrer Osiva sitzt versunken in meditativer Haltung. „Dabei verschmilzt der Körper mit dem Universum.“

In Deutschland seien die Menschen sehr offen für Meditation: „Sie wollen in die Tiefe gehen.“ Womöglich wollten sie nach dem äußeren Wohlstand nun auch innere Erfahrungen sammeln. Die Malerei sei ein Instrument, „das leise Töne für die innere Ruhe spielt“. Auf den Bildern ist, durchaus farbenprächtig, oft das Meer zu sehen. Nach Osiva findet man in der Verbundenheit mit der Natur zu sich selbst. Das mögen die gegenständlichen Bilder auf selbstgeschöpftem Papier ebenso ausdrücken wie die Farbkompositionen. Wer auf dem Weg zum Hofgut und zurück den Duft gemähten Grüns einsog, überkam womöglich eine Ahnung von dem Versprechen, das Osiva gibt.

Den Weg in die Tiefe wollen auch die Werke des zweiten Künstlers zeigen. Auch Antar Pradeep ist der Meditation verbunden, leitet ein Meditationszentrum in Erfelden, verfasst Bücher wie „Heiler Deines Selbst“ oder „Die Bibel Salomons“. Er nennt den französischen Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein als Vorbild. Das mag in „Himmelblau 2“ durchscheinen. Pradeep, der auch als Reinkarnationstherapeut arbeitet, begnügt sich nicht damit, die Leinwand blau anzumalen. Wer sich auf das Symbol für Meer und Weite einlässt, erkennt die Nuancen in der Gestaltung, das Changierende. Schon als Kind sei er fasziniert gewesen von dieser Art der Malerei, habe dann selbst begonnen, zu experimentieren. Schwingungsphänomene spielen auch bei „Licht 2“ eine große Rolle. Je nach Lichteinfall entsteht ein anderer Farbton. „Ich liebe es“, schwärmt der Künstler selbst. „Frühling 1 und 2“ sowie „Lebensfreude 1 und 2“ heißen mehrfarbige Bilder, die nach einem Mediationstag entstanden sind. Sie nehmen das Erlebte auf, dokumentieren es auf ganz andere Weise, können so auf Körper, Seele und Geist des Betrachters wirken. „Farben können beleben, anregen, heilen, klären, versorgen, inspirieren und erfüllen.“ Das passt zu seiner Profession: Pradeep bietet Unterstützung für Menschen in Lebenskrisen, bei Krankheit und Tod. In ihrer gemeinsamen Ausstellung vereinen beide Künstler Gegenständliches und Abstraktes, Inneres und Äußeres sowie westliche und östliche Sicht auf die bunte und liebenswerte Welt des Seins. Die sehr unterschiedlichen Werke überwänden Grenzen, sagte Claudia Blum vom Förderverein Hofgut Guntershausen bei der Vernissage. Sie böten Gelegenheit, die Ruhe hinter der Ruhe, die Freude hinter der Freude und den Frieden hinter dem Frieden zu entdecken