Von René Granacher
Die Stockstädterin Monika Seib zeigt ihre Makrofotografien im Hofgut Guntershausen. Sie ist mit ihrer digitalen Spiegelreflexkamera unterwegs.
STOCKSTADT – Schönheit liegt im Auge des Betrachters, manchmal aber auch in seiner Kamera. Gerade die Natur bietet Schönes, das dem Auge des unaufmerksamen Spaziergängers leicht entgeht. Solche Besonderheiten sichtbar zu machen gelingt Monika Seib in ihren Fotografien, die seit Freitagabend im Hofgut Guntershausen auf dem Kühkopf zu sehen sind. „Künstlerin Natur“ ist die Ausstellung im Verwalterhaus des Hofguts betitelt.
Ihre Motive findet die Stockstädterin im Ort selbst und oft auf dem Kühkopf, dessen Tier- und Pflanzenwelt ohnehin anziehend ist. In Seibs Fotos werden aber auch Kostbarkeiten des Naturschutzgebiets sichtbar gemacht, die dem Auge sonst durch ihre geringe Größe kaum zugänglich sind: Makroaufnahmen zeigen vor allem Insekten und Blüten mit Feinheiten von großem ästhetischem Reiz.
Da sind Ameisen beim Melken ihrer Blattläuse zu sehen, eine Wespe beim Besuch einer Blüte, noch wartende und schon geöffnete Blütenkelche, auch Käfer beim Liebesspiel. Auch ganz andere Motive aber zeigen in der Vergrößerung ihre Schönheit. Reifnadeln und Tautropfen etwa spielen mit dem Licht, eine Pflanze verwächst mit ihrem Spiegelbild in der Pfütze.
Weil bei der Makrofotografie immer nur ein geringer Tiefenbereich scharf zu sehen ist, besteht ein Teil der Kunst darin, diese Ebene der Schärfe auf die richtigen Teile des Motivs zu legen, um ein interessantes Bild zu erzielen. Daneben gelingen Seib oft auch schöne Farbstimmungen: die violette Blütenglocke vor grünem Hintergrund, das „Doldengold“ im Abendlicht, auch die vorwitzig aus einem Erdspalt schauende grüne Eidechse.
Wechselnde Ausstellungen im Seminarraum des Verwalterhauses gehören – neben den „großen“ Kunstausstellungen im Obergeschoss – zum Konzept des Hofguts als Kulturstätte, sagte Jörg Hartung für den Förderverein. Er begrüßte am Freitag die zahlreichen Gäste der Eröffnung und gratulierte der Fotografin, die zufällig an diesem Tag auch ihren Geburtstag feierte.
Wilfried Pfeiffer, früher Leiter des Stockstädter Bauamtes, sprach über den Werdegang von Monika Seib, mit der er 15 Jahre lang eng zusammengearbeitet hat. „Das Fotografieren liegt ihr im Blut“, sagte er. Schon als Teenager habe sie sich ihre erste Kamera zugelegt, um seitdem ihr Leben bildlich festzuhalten und beim Betrachten der Fotos zu reflektieren. 2007 sei sie auf digitale Fotografie umgestiegen und habe ihre Leidenschaft für die Makrofotografie entdeckt: „So kann sie Unscheinbares groß herausbringen.“
Heute sei sie mit einer digitalen Spiegelreflexkamera unterwegs und versuche aus Respekt vor der Natur, Tiere und Pflanzen möglichst wenig zu stören. Nicht jede Aufnahme könne gleich gelingen, doch sei mit den Jahren viel Sehenswertes zusammengekommen. „Die Natur ist die erhabenste Künstlerin“, schloss er und lud auch zum Erwerb von Monika Seibs Fotografien ein.