Ernten mit dem Rübenheber

Ried-Echo vom 31.7.2018 (von Benita Nold)

STOCKSTADT – Grübelnd steht der Museumsbesucher vor einer Glasvitrine. Was versteckt sich hinter diesem ungewöhnlichen Ding? Ein Teil einer Kutsche? Ein Werkzeug? Es ist ein Rübenheber. Ein Werkzeug, das zur Ernte von Rüben verwendet wurde. Das Ausstellungsstück ist über 100 Jahre alt und befindet sich im Heimatmuseum Stockstadt.

So wie eine alten Kutschenlaterne, ein Fernsprechgerät, ein Locher und eine Schreibmaschine ist der Rübenheber ein Alltagsgegenstand des 19. Jahrhunderts. Bis in die vierziger Jahre erfolgte die Ernte noch in Handarbeit. Den Rübenheber setzte man bei festem oder ausgetrocknetem Boden ein, wenn sich die Rübe nicht mit bloßen Händen herausziehen ließ. Schon bald war der handgeschmiedete Rübenheber jedoch veraltet. Erste Rübenerntemaschinen kamen ab 1860 auf den Markt.

Mit Hilfe der Maschinen wurde der Boden aufgelockert und die Rüben angehoben, sodass sie leichter aus der Erde gezogen werden konnten. Ab 1920 kamen pferdegezogene Rodepflüge auf, die zwei Zinken besaßen. Mit dem Pflug war der Bauer in der Lage, die Rüben ganz aus dem Boden zu pflügen und seitlich abzulegen. Ende der dreißiger Jahre gab es dann zweireihige Köpfschlitten, die zusätzlich mit waagerecht angebrachten Messern die Rübenblätter abschnitten. Die Maschinen erledigten die Arbeit von zehn Arbeitern. Heutzutage wird die unvorstellbare, mühsame und zeitaufwendige Arbeit von hoch technisierten Vollerntemaschinen übernommen.

Auch andere Dinge haben sich weiterentwickelt. Ein „Fernsprechapparat“ heißt heute Telefon und hängt nicht mehr an einem Kabel. Statt Schreibmaschinen gibt es Computer, Kutschen sind kaum noch auf öffentlichen Straßen zu sehen. Wie sich alles verändert hat, wird im Stockstädter Museum deutlich.

Das Museum ist untergebracht im ehemaligen Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen auf dem Kühkopf. Neben Kunst- und Sonderausstellungen wird eine Dauerausstellung zur Geschichte des Hofguts gezeigt. Ein Modell des früheren Herrenhauses und ein Modell der Wirtschaftsgebäude zeigen, wie sich die Anlage verändert hat.

Auf Informations-Tafeln kann sich der Besucher ausführlich über Vergangenes und Aktuelles informieren. Mit den Exponaten wird Geschichte zum Leben erweckt. Ein ausgestopfter Jagdfasan erinnert ebenso an vergangene Jagdausflüge wie ein Klappstuhl, den der russische Zar Nikolaus II. bei seiner „Hubertus-Jagd“ benutzt haben soll.


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