Von René Granacher
STOCKSTADT – Zwischen Bartgeiern und Nashornkäfern fanden sich die Gäste wieder, die am 1. Mai zum Frühlingsfest ins Hofgut Guntershausen kamen: Vereine und Verbände präsentierten sich im Hof des historischen Gebäudeensembles, und jeder zeigte spezielle Tierarten, denen seine Aufmerksamkeit gilt. Frösche, Dachse und sogar ein Tiger – die Zusammenstellung war so bunt wie das Fest, das von Besuchern geradezu überschwemmt wurde.
Kurz zuvor war das Wetter noch ungewiss, aber dann brachte der Tag einen Mix aus Sonne, Wolken und reichlich Wind: manchmal kühl, aber immer trocken. So strömten die Ausflügler in Scharen zum Kühkopf, und das von beiden Seiten. Denn nicht nur der Parkplatz an der Altrheinbrücke war gestopft voll, auch über den Rhein kamen die Menschen mit der Fähre zum Radeln und Feiern. Das Fahrrad war Verkehrsmittel der Wahl, und so wurde die Fläche gegenüber dem Hofgut zum Großraumparkplatz für Zweiräder.
- WASSERMODELL
David Schmid, Praktikant im Umweltbildungszentrum, erklärte den tieferen Sinn des Wassermodells: Der Fluss sucht sich zwischen Felsen seinen kürzesten Weg und trägt Dämme aus Sand früher oder später ab.
Im begradigten Rhein mit seinen befestigten Ufern funktioniert diese natürliche Veränderung der Landschaft jedoch nicht mehr.
Zum gleichen Thema informierte das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“, das am Kühkopf die Uferbefestigung teilweise zurückbauen lässt. (gra)
Großes Angebot für Kopf und Magen
Und den vielen Gästen wurde auch viel geboten, für den Magen wie für den Kopf. Zwischen Kühkopf-Café auf der einen und Hofgut-Café auf der anderen Seite fanden sich noch Stände des Hofgut-Fördervereins mit deftigen Speisen sowie Apfelwein und mehr aus der Region. Waren noch zwei Tage vorher die Riedbewohner nach Guntersblum geradelt, um es sich beim Leininger Markt und in Weingütern gut gehen zu lassen, so zogen die Völkerscharen nun in die andere Richtung. Tische und Bänke reichten kaum aus, die Grasfläche im Zentrum des Hofs wurde zum Picknick-Areal.
Von dort hatte man alle Angebote im Blick. Etwa den Stand der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, die über ihre Bartgeier-Aufzuchtstation informierte und die Spannweite der imposanten Vögel mit einer drei Meter langen Schnur erfahrbar machte. Oder die Schädelsammlung von Fraport, die den Knochenbau heimischer Wildtiere demonstrierte und als Kontrast noch einen Tigerschädel zeigen konnte.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bot neben dem Flechten und Punzen von Lederschmuck auch ein Eichenwald-Terrarium mit Großmodellen beeindruckender heimischer Insekten wie Nashornkäfer und Großer Eichenbock. Alte Eichenbestände auf dem Kühkopf sind ein wichtiges Habitat des Hirschkäfers, der gerade kurz vor dem Ausfliegen steht. Gleich nebenan gab es Artikel aus der Nähstube von „Stockstadt hilft“ und syrische Spezialitäten von Nazhat Shatlo.
Kleine Kinder konnten im Lesetipi Geschichten aus dem Auenwald hören, bevor sie sich vielleicht am Schminktisch mit einem Tiergesicht versehen ließen. Etwas größere begeisterten sich für Aktivangebote: Am Stand des Geoparks stellten besonders Mädchen mit Hingabe Kräutersalze her, indem sie Salzkörner und getrocknete Küchenkräuter in Mörsern zerkleinerten. Jungen bevorzugten die Möglichkeit, am Modell eines Wasserlaufs im Sand zu matschen und die Kräfte der Erosion am eigenen Leibe zu erfahren.
Auch Nistkästen konnte man mit dem Team des Umweltbildungszentrums bauen, daneben warteten die vielfältigen Ausstellungen zu Flora, Fauna und Landschaftsgeschichte. Im Verwalterhaus standen die historischen und künstlerischen Ausstellungsstücke zur Besichtigung bereit.
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