Auf Höhenflug folgt eine Bruchlandung

Ried Echo vom 31.08.2018

Auf Höhenflug folgt eine Bruchlandung

Luftschiff LZ 4 Der Blick auf die Geschichte der Zeppeline erinnert stets an einen Grafen – Von Benita Nold

Im Heimatmuseum Stockstadt gibt es eine Reihe zu Exponaten zur Geschichte der Zeppeline. Besonders außergewöhnlich ist ein originales Wrackteil des verunglückten Luftschiffs LZ 4.

STOCKSTADT – Ein gesonderter Raum des Heimatmuseums befasst sich ausführlich mit den Hintergründen und Geschehnissen zur Notlandung des Grafen Zeppelin mit seinem Luftschiff LZ 4 auf dem Rhein. Modelle, Bilder des Grafen und Tafeln über die Geschichte der Luftschiffe erklären, was es mit den verschiedenen Ausstellungsstücken auf sich hat. Besonders außergewöhnlich ist ein originales Wrackteil des am 5. August 1908 bei Echterdingen verunglückten Zeppelin’schen Luftschiffs. Auch ein Hüllenrest befindet sich in der Vitrine.

Viele Bilder und Zeichnungen erinnern an die zahlreichen Konstruktionsversuche des Grafen Zeppelin und das Pech seiner Fluggeräte. Der Brand des Luftschiffs hätte vor 110 Jahren beinahe das Aus für die Zeppeline bedeutet, noch bevor die Ära der Luftschiffe richtig begonnen hatte. Doch eine Spendenaktion rettete letztlich das Zeppelin-Projekt.

Graf Zeppelin war bereits 52 Jahre alt, als er sich ab 1890 voll und ganz mit der Entwicklung von Starrluftschiffen beschäftigte. Am 2. Juli 1900 war es endlich so weit. Der Graf stieg am Bodensee mit seinem gelben Prototypen LZ 1 400 Meter hoch in die Luft. Doch bereits wenige Monate nach dem erfolgreichen Start brach das Luftschiff auseinander, da Aufhängeketten gerissen waren. Sofort machte sich der Graf an den Bau eines neuen Luftschiffes. 1905 war so das LZ 2 fertig. Das Luftschiff war nun leichter, die Motoren wurden verstärkt. Aufgrund zu starken Seitenwinds erlitt es eine Havarie. Beim zweiten Probeflug setzte eine Gewitterböe ein und richtete das Luftschiff so zu, dass der Graf am nächsten Morgen den Abbruch anordnete. Trotz seines hohen Alters verzweifelte Graf Zeppelin nicht. Lange erfolgreich war sein nächster Versuch, das LZ 3, das für das Deutsche Reich besonders attraktiv war und unterstützt wurde. Problemlos konnte das Luftschiff durch Wind und Wetter fliegen. Endlich zeigten sich die Vorteile des Zeppelin‘schen Systems mit seinen zwei Motoren und seiner Steuerungsvorrichtung. Das Luftschiff konnte auf Wasser und festem Boden erfolgreich landen und sicher wieder aufsteigen.

Die deutsche Armee wollte neben dem LZ 3 einen weiteren Zeppelin kaufen, stellte jedoch die Bedingung, dass dieser für eine 24-Stunden-Fahrt geeignet sein müsse. Am 4. August 1908 startete das LZ 4 in Friedrichshafen Richtung Mainz. Ein Motorschaden zwang das Schiff am Kornsand bei Geinsheim zur Notlandung. Der Motor konnte innerhalb von vier Stunden repariert werden, am Abend startete das Luftschiff erneut. Auf dem Rückweg gab es jedoch wieder Probleme mit dem Motor. Der Zeppelin musste auf den Feldern bei Echterdingen in der Nähe von Stuttgart zwischenlanden. Ein Sturm riss das Schiff am 5. August aus seiner Verankerung. In einem Obstbaum gestrandet, fing es Feuer.

Von der stolzen Konstruktion blieben nur noch rauchende Trümmer. Beinahe hätte der Unfall das wirtschaftliche Aus für die Luftschiffe bedeutet. Doch einer der zahlreichen Zuschauer rief spontan eine Spendenaktion ins Leben und löste eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land aus. Eine Summe von 6 096 555 Mark ermöglichte es dem Grafen, die Luftschiffbau Zeppelin GmbH zu gründen und eine Zeppelin-Stiftung ins Leben zu rufen. In den nächsten 30 Jahren dominierten die Luftschiffe die Lüfte, und noch heute macht ihre Geschichte im Museum Eindruck und erinnert an den Grafen, der die zweite Hälfte seines Lebens ausschließlich den Zeppelinen widmete.

 DIE SERIE

In der Serie mit Exponaten des Heimatmuseums Stockstadt im Hofgut Guntershausen sind bisher der „Rübenheber“ und der fürstliche WC-Sitz erschienen. (dev)


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