Anlässlich des vierhundertsten Geburtstages des Hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen fanden 1904 im Großherzogtum Hessen zahlreiche Feierlichkeiten statt. In diesem Zusammenhang gab es auch in Stockstadt am Rhein eine Jubiläumsfeier zum Gedächtnis an den früheren Landgrafen, die am 13. November festlich in der Evangelischen Kirche begangen wurde.
Die Mitglieder des Kirchengesangvereins, dem Vorläufer des heutigen Kirchenchores, führten aus diesem Anlass das historische Festspiel „In Treuen fest“ von Richard Weitbrecht auf. Wie der Kirchenchronik zu entnehmen ist fand die Aufführung „allgemeinen Beifall“, so dass sie noch dreimal wiederholt wurde, darunter einmal auch als reine Schülervorstellung.
Jeweils am 29. Januar und 5. Februar 1905 führte der Kirchengesangverein das historische Festspiel nochmals im Rahmen eines Familienabends auf, der zugleich eine „Nachfeier zum 400jährigen Geburtstage Philipps des Großmütigen“ war. Der Stockstädter Pfarrer Dekan Stamm hielt zu Beginn des Dreiakters eine Ansprache und führte in das in der Reformationszeit spielende Stück ein.
Aus dem Jahre 1905 stammt auch eine Aufnahme, welche die Schauspieler in ihren prächtigen Kostümen zeigt. In der Bildmitte erkennt man den Fabrikanten Jakob Friedrich Nold, der Landgraf Philipp den Großmütigen spielte. Jakob Friedrich Nold war von 1891 bis 1928 Präsident des Kirchengesangvereins. In der Mitte der oberen Reihe ist der Stockstädter Schullehrer Wehr zu erkennen (mit Gitarre), unter dessen Leitung das Festspiel einstudiert wurde. Die sehr gut erhaltene und gerahmte Fotografie wurde erst kürzlich von Hermann und Elli Schmidt an das Stockstädter Museum im Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen übergeben. Museumsleiter Jörg Hartung nahm das besondere Exponat zur Stockstädter Ortsgeschichte dankend an und erkannte auf dem Bild auch gleich seine Urgroßmutter Helene Grünig, geborene Mölbert, die gleich rechts neben Jakob Friedrich Nold abgebildet ist.