Ried-Echo vom 9.10.2019: Zwei Gedenksteine für ein Ereignis

Beim Stockstädter Hofgutnachmittag erinnert Stockstädter Heimatforscher Jörg Hartung an den Rheinübergang Ludwig VIII.

von Hans-Josef Becker

STOCKSTADT – Jörg Hartung brachte die Steine zum Sprechen. „Ludwig der Acht und Fürst zu Hessen, der Gottes Macht wird nie vergessen, ist, wo steht dieser Stein, gegangen übern Rhein den 10n Märtz 1740.“ So lautet die Inschrift auf einem Gedenkstein auf dem Mörschtdamm, dem Landdeich am Stockstädter Sportgelände. Aus dieser Erinnerung an den Übergang des Fürsten über den zugefrorenen Rhein machte der Geschäftsführer des Fördervereins Hofgut Guntershausen eine geschichtliche Betrachtung zu Heimat, Hessen und darüber hinaus.

Die Stockstädter nennen das beschriftete Denkmal „Großer Herrenstein“, wie Hartung beim Hofgutnachmittag auf dem Kühkopf sagte. Dabei sprach er auch über den „Kleinen Herrenstein“, der sich auf der anderen Seite des Altrheins nahe dem Hofgut befindet. Auf dessen Rückseite wird an den Aumann Johann Nicolaus Metz erinnert, der damals eine Art Verwalter auf dem Hofgut war.

Dass man für ein eher belangloses Ereignis zwei Gedenksteine setzte, vermutet der Referent „in der Bewunderung für einen geliebten, aber auch gefürchteten Herrscher, wie es in den Feudalsystemen des 18. Jahrhunderts üblich war“. In der Sprache der Menschen seien Monarchen damals „allerhöchst, höchstpreis- und glorwürdigst“ gewesen. Bar jeder Kontrolle, habe sich auch Ludwig VIII. vor allem Vergnügungen wie der Parforcejagd gewidmet. Sie diente zu Repräsentationszwecken gegenüber Standeskollegen, zerstörte aber auch die Lebensgrundlage der Untertanen.

Jörg Hartung berief sich auf Pfarrer Panzerbieter, der von 1738 bis 1774 in Stockstadt tätig war, und die ernste Situation der Stockstädter beschrieben habe: strenger Winter, Hochwasser und damit verbundene Not. Der Winter 1740 sei als Jahrhundertwinter so kalt gewesen, dass sogar Wagen über den Rhein fuhren. Etwa 300 Meter breit war damals der Fluss; Altrhein und Neurhein entstanden erst mit dem Rheindurchstich 1829.

Neben den Herrensteinen in Stockstadt steht der Kaiserstein in Bickenbach in Verbindung mit Ludwig VIII. Der Landgraf ließ ihn im Andenken an eine Jagd setzten, die er dort für den Kaiser Franz I. ausgerichtet hatte. Hartung unterstrich seine Ausführungen mit vielen Bildern und den Lebensläufen seiner Protagonisten. Dazu zählten Ludwigs Gemahlin Charlotte und Kaiserin Maria Theresia, die Ludwig als ihren treuesten Freund und Vasall bezeichnete. Sie hat der hoch verschuldeten Landgrafschaft den Landesbankrott erspart. Dankbar schenkte Ludwig der Österreicherin eine Uhr im Wert von 80 000 Gulden, während er ganze neun Gulden für die durch die Not leidende Stockstädter Bevölkerung übrig hatte.

Jörg Hartung berichtete auch von der Renovierung der Steine im Jahr 1840. Dekan Stamm habe die Feiern nach getaner Arbeit als „Volksfest zur Bezeugung der treue Liebe und Anhänglichkeit an das angestammte Fürstenhaus“ bezeichnet. Der geladene Ur-Urenkel des Landgrafen Ludwig VIII., der spätere Großherzog Ludwig III, konnte wegen „Unwohlsein“ nicht an dem Festakt teilnehmen. Vor dem Fest probten Schulkinder die mit Lehrer Philipp Roßmann einstudierten Gesänge, bevor auf ein Zeichen der Kirchenglocke alle Einwohner am Rathaus zusammenkamen.

Mit großem Volksfest wieder aufgestellt

Der Zug begab sich vom Rathaus zum Herrenstein, wo das Lied „Heil unserm Fürsten, heil“ angestimmt wurde. Der Stockstädter Bürgermeister Köpplinger rief aus: „Möchten unsere Nachkommen nach hundert Jahren noch immer von der gleichen Liebe und Treue für ihr Fürstenhaus beseelt sein!“

Auch wenn der letzte männliche Vertreter des Hauses Hessen-Darmstadt, Prinz Ludwig von Hessen und bei Rhein, der bereits 1968 gestorben ist, halten „die zu Demokraten gewordenen Stockstädter“ die Tradition aufrecht: Heimatforscher Erich Ellermann restaurierte den großen Herrenstein, der mit einem Volksfest am 13. Juni 1986 wieder aufgestellt wurde.


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Ried-Echo vom 24.9.2019: Buntes Programm mit Jagdhörnern

Wanderkarten, Kräuter und Honigproben: Beim Kelterfest des Hofguts Guntershausen kommen alle auf ihre Kosten.

von René Granacher

STOCKSTADT – Keine Fähre, aber bestes Wetter und großer Andrang: Das Kelterfest im Hofgut Guntershausen hat am Sonntag wieder für einen großen Ansturm im Naturschutzgebiet Kühkopf gesorgt. Da der Fähr-Aktionstag zwischen der Insel und Guntersblum kurzfristig abgesagt worden war, kamen die Menschenscharen vor allem von der rechten Rheinseite zu dem seit vielen Jahren beliebten Fest. Sie fanden ein großes Angebot an Informationen und Leckereien vor.

Der Geopark Bergstraße-Odenwald gehört zu den Veranstaltern und bot wie immer viel an: Broschüren und Wanderkarten, Bücher und Veranstaltungstipps. Wer als Kühkopf-Besucher zufällig auf das Fest gestoßen war, fand hier gleich das Kartenmaterial für seinen Ausflug. Kinder konnten am Geopark-Stand unter fachkundiger Anleitung gefärbte Wolle zu kuscheligen Objekten filzen. Nachdem es schon länger kräuterkundliche Ausbildungen im Hofgut gibt, gaben sich die „Kräuterfrauen“ Gaby Kissel, Elke Albrecht und Silke Kropp jetzt auch beim Fest ein Stelldichein, mit Kräutern zum Schmecken, Riechen und Fühlen.

Schon im vierten Jahr auf dem Fest präsent war die Nähstube der Aktion „Stockstadt hilft“ für Geflüchtete. Stofftaschen in aktuellen Designs und neu gestaltete Tischsets waren dort preiswert zu bekommen. Zu einem Bestseller für das Integrationsprojekt haben sich die halbtransparenten Obst- und Gemüsebeutel entwickelt, die Plastikbeutel ersetzen. Auch die frisch gekochten syrischen Spezialitäten fanden viele Abnehmer.

Gut zu essen in gemütlicher Runde und schöner Umgebung – das gehört ohnehin zu den Anziehungspunkten des Festes. Schon zur frühen Mittagszeit waren die Tischreihen im Hof des historischen Anwesens besetzt mit gut gelaunten Menschen, die sich das reiche kulinarische Angebot schmecken ließen. Das Kühkopf-Café bot Saisonales wie Kürbissuppe, Regionales wie Kochkäse und auch Deftiges wie Wildschweinwurst.

Der Förderverein des Hofguts, Initiator des Festes, war mit Spießbraten und anderen Speisen ebenso präsent wie mit einem Weinstand. Zum Naschen gab es viele Gelegenheiten am Stand der Kühkopfimkerei Gottschall aus Braunshardt. Nicht nur Honig und damit gesüßtes Gebäck war zu finden, sondern auch Met in verschiedenen Sorten. Der Angelsportclub bot Forellen und Fischbrötchen an, auch frisch gekelterter Apfelmost war sehr beliebt: Mit UBZ-Mitarbeiter Aron Schepp konnten Kinder selbst Hand an die Kelter legen.

Viele Besucher des Festes nutzten auch die Gelegenheit, die ständigen und wechselnden Ausstellungen im Umweltbildungszentrum (UBZ) „Schatzinsel Kühkopf“, Mitveranstalter des Festes, sowie im Verwalterhaus anzuschauen. Von den farbenfrohen Bildern der aktuellen Kunstausstellung gab es schon im Hof einen Vorgeschmack.

In den historischen Räumen im ersten Stock des Hauses erzählte Claudia Blum-Borell, was der russische Zar vor über 100 Jahren beim Jagdausflug auf dem Kühkopf erlegte – für die moderne Seite der Jagd stand auf der gegenüberliegenden Hofseite der Kreisjägerverein. Mit seinen Jagdhornbläsern bot er auch musikalische Unterhaltung, dazu gab es viele Tierinformationen auch für Kinder. Für junge Leser und Zuhörer bot Monika Wiese das von ihr gestaltete Melina-Kinderbuch an und lud an einen Tisch mit Ausmalbildern ein.

Kinder und Erwachsene gleichermaßen konnten sich am Stand von Hessen Forst überraschen lassen: Welche der ausgestellten Alltagsartikel aus Holz hergestellt werden und welche nicht, das war keineswegs immer einfach zu erraten. Auch Informationen zu Forstberufen und zum Verhalten bei Wildunfällen hielt der Betreiber des UBZ bereit. Das Fest aber blieb unfallfrei, und selbst der von der Natur ersehnte Regen kam erst am Abend.


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Ried-Echo vom 29.8.2019: Mitglieder und Spenden für Förderverein

Hofgut Guntershausen zufrieden mit Resultat von Werbeaktion.

von gra

STOCKSTADT – Von einer erfolgreichen Aktion zur Mitgliedergewinnung berichtet der Förderverein Hofgut Guntershausen. Bei einer Veranstaltung Anfang August gab es 25 Eintritte, so dass die Zahl der Mitglieder nun bei mehr als 300 liegt. Diese Marke hatte der Verein angepeilt, um seine Wirkungsmöglichkeiten weiter zu steigern. Außerdem bekam der Verein Spenden in Höhe von 600 Euro.

Vorsitzender Volker Blum wies in seiner Begrüßung auf die überregionale kulturelle Bedeutung des Hofguts im größten hessischen Naturschutzgebiet und Europareservat Kühkopf-Knoblochsaue hin. Die 72 Gäste waren aufgerufen worden, unter Freunden und Bekannten für den Förderverein zu werben. Der gemeinnützige Verein sieht sich als moderne Einrichtung zur Förderung des Naturschutzgedankens, der Umweltpädagogik und des Denkmalschutzes sowie der Pflege von Kultur und Geschichte im ländlichen Raum.

Unter den Teilnehmern waren Landrat Thomas Will, Landrat a.D. Willi Blodt, Stockstadts Bürgermeister Thomas Raschel sowie zwei ehemalige Merck-Manager: Dr. Michael Römer, ehemals Vorstandschef, und Klaus Diehl, ehemals Präsident von Merck Japan, haben dazu beigetragen, dass das Unternehmen Premiumsponsor des Fördervereins geworden ist.

Ried-Echo vom 26.8.2019: Versunken im bunten Universum

Der Inder Osiva und der Riedstädter Antar Pradeep stellen zusammen im Hofgut Guntershausen aus. Meditation spielt eine große Rolle für ihre Werke.

Von Hans-Josef Becker

STOCKSTADT – Viele Umarmungen zeugen von Freundschaft und Wertschätzung für den Mann, der eine natürliche Aura ausstrahlt. Aus Kuilyapalam in Südindien stammt der Künstler Osiva, der gemeinsam mit dem Riedstädter Antar Pradeep seine Werke im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen auf dem Kühkopf zeigt. „Kunst, die Grenzen überwindet – Meditation and Arts“ wurde am Freitag mit sehr vielen Besuchern eröffnet.

Osiva, ein Meister des Lachens und der Zugewandtheit, arbeitet in der Yatra Arts Foundation, wo neben Malerei auch Tanz, Theater, Musik und Meditation gefördert werden. Nun ist der Inder einige Monate zu Besuch bei deutschen Freunden, um seine Bilder zu zeigen und Meditations-Workshops anzubieten. Die Anliegen verbinden sich etwa auf dem Selbstbildnis: Meditationslehrer Osiva sitzt versunken in meditativer Haltung. „Dabei verschmilzt der Körper mit dem Universum.“

In Deutschland seien die Menschen sehr offen für Meditation: „Sie wollen in die Tiefe gehen.“ Womöglich wollten sie nach dem äußeren Wohlstand nun auch innere Erfahrungen sammeln. Die Malerei sei ein Instrument, „das leise Töne für die innere Ruhe spielt“. Auf den Bildern ist, durchaus farbenprächtig, oft das Meer zu sehen. Nach Osiva findet man in der Verbundenheit mit der Natur zu sich selbst. Das mögen die gegenständlichen Bilder auf selbstgeschöpftem Papier ebenso ausdrücken wie die Farbkompositionen. Wer auf dem Weg zum Hofgut und zurück den Duft gemähten Grüns einsog, überkam womöglich eine Ahnung von dem Versprechen, das Osiva gibt.

Den Weg in die Tiefe wollen auch die Werke des zweiten Künstlers zeigen. Auch Antar Pradeep ist der Meditation verbunden, leitet ein Meditationszentrum in Erfelden, verfasst Bücher wie „Heiler Deines Selbst“ oder „Die Bibel Salomons“. Er nennt den französischen Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein als Vorbild. Das mag in „Himmelblau 2“ durchscheinen. Pradeep, der auch als Reinkarnationstherapeut arbeitet, begnügt sich nicht damit, die Leinwand blau anzumalen. Wer sich auf das Symbol für Meer und Weite einlässt, erkennt die Nuancen in der Gestaltung, das Changierende. Schon als Kind sei er fasziniert gewesen von dieser Art der Malerei, habe dann selbst begonnen, zu experimentieren. Schwingungsphänomene spielen auch bei „Licht 2“ eine große Rolle. Je nach Lichteinfall entsteht ein anderer Farbton. „Ich liebe es“, schwärmt der Künstler selbst. „Frühling 1 und 2“ sowie „Lebensfreude 1 und 2“ heißen mehrfarbige Bilder, die nach einem Mediationstag entstanden sind. Sie nehmen das Erlebte auf, dokumentieren es auf ganz andere Weise, können so auf Körper, Seele und Geist des Betrachters wirken. „Farben können beleben, anregen, heilen, klären, versorgen, inspirieren und erfüllen.“ Das passt zu seiner Profession: Pradeep bietet Unterstützung für Menschen in Lebenskrisen, bei Krankheit und Tod. In ihrer gemeinsamen Ausstellung vereinen beide Künstler Gegenständliches und Abstraktes, Inneres und Äußeres sowie westliche und östliche Sicht auf die bunte und liebenswerte Welt des Seins. Die sehr unterschiedlichen Werke überwänden Grenzen, sagte Claudia Blum vom Förderverein Hofgut Guntershausen bei der Vernissage. Sie böten Gelegenheit, die Ruhe hinter der Ruhe, die Freude hinter der Freude und den Frieden hinter dem Frieden zu entdecken

Ried-Echo vom 19.3.2019: Fotoschau in Stockstadt liefert ein Bild von früher

von René Granacher

Ausstellung mit Luftaufnahmen aus dem Jahr 1968 stößt auf großes Interesse. Die Farbbilder wurden damals von einem spezialisierten Verlag in Auftrag gegeben.

Historische Luftaufnahmen von Stockstadt aus dem Jahr 1968 sind im ehemaligen Verwaltergebäude des Hofguts Guntershausen zu sehen. Jörg Hartung (Mitte) hat sie zusammengestellt (links Walter Mück, rechts Karl Bäder). Foto: Vollformat/Robert Heiler

STOCKSTADT – Auf großes Interesse stieß die Eröffnung einer neuen Ausstellung im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen. Zu sehen sind dort seit dem Wochenende Luftaufnahmen Stockstadts aus dem Jahr 1968, die einen detaillierten Eindruck des Ortsbilds vor einem halben Jahrhundert liefern. Zahlreiche Stockstädter waren gekommen, um Erinnerungen aufzufrischen und sich auszutauschen.

Die Farbbilder wurden damals von einem spezialisierten Verlag in Auftrag gegeben, Abzüge dann Anwohnern zum Kauf angeboten. Dabei musste, wie Jörg Hartung erläuterte, jedes Luftbild noch bis 1990 vom Regierungspräsidium begutachtet und freigegeben werden, damit keine Informationen über militärische Anlagen verbreitet wurden. Die technische Entwicklung mit Satellitenbildern und Kameradrohnen hat solche Maßnahmen obsolet werden lassen.

In vergangenen 50 Jahren ist der Ort gewachsen

Wie viel sich verändert hat in den vergangenen 50 Jahren, wurde auch deutlich, als Hartung Ereignisse des Jahres 1968 aufzählte. Tatsächlich erlaubt die kleine Ausstellung einen Blick noch weiter zurück in die Ortsgeschichte, wurden die Fotos doch ergänzt um alte Ortspläne von 1886 und 1934 sowie eine frühe Luftaufnahme Stockstadts aus dem Jahr 1930. Der Zeitgeist von 1934 schlug sich auch in der Umbenennung einiger Straßen nieder, die längst zurückgenommen wurde: Damals wurde etwa die Pariser zur Adolf-Hitler-Straße, die Vorder- zur Hindenburg-Straße.

Die Gelegenheit zum Erwerb der Bilder von 1968 bekam die Gemeinde im vergangenen Jahr. Inzwischen hat Jörg Hartung die Bilder gesichtet und aufbereitet, sodass bei jedem Foto auch ein Planausschnitt steht, auf dem der sichtbare Bereich markiert ist. Denn während markante Einrichtungen wie die Kirche oder das Schwimmbad gleich wiederzuerkennen sind, hat sich in anderen Bereichen manches verändert.

Das gilt etwa im Bereich des ehemaligen Nold-Werks, heute ein Wohngebiet mit der neuen Kröncke-Straße. Die Ansichten der Werksgebäude, auf denen die einzelnen Funktionsbereiche des Metallverarbeiters genau zu erkennen sind, gaben Anlass zu vielen Gesprächen im Seminarraum des Hauses. In den umliegenden Straßen wie Falltorweg, Im Eichfeld oder Friedrich-Ebert-Straße gab es ebenfalls zahlreiche Veränderungen.

Noch deutlicher wurde dies an Aufnahmen des damaligen Bahnübergangs in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße: Wo damals ein VW Käfer gemütlich die Gleise überquerte, ermöglicht heute die Bahnunterführung das Queren der ICE-Strecke. Den kleinen Güterbahnhof, auch von der Firma Nold genutzt, gibt es nicht mehr. Viele alte Funktionsgebäude wie Bahnwärterhäuser oder kleine Häuschen für Dammwärter sind auf den Fotos noch zu sehen, inzwischen aber längst verschwunden.

Dafür kam anderes hinzu, so die Altrheinhalle, auf deren Platz 1968 noch Fußball gespielt wurde. Auf dem Marktplatz erkennt man eine kleine Parkanlage, die heute den Pavillons für Schule und Jugendhaus gewichen ist – denen wegen der geplanten Erweiterung der Schule auch kein langes Leben mehr beschieden sein wird. Die Schule selbst ist auf den Fotos noch in der altvertrauten Form vor ihrer Sanierung und Erweiterung zu sehen.

An vielen Stellen erkennt man, wie sehr der Ort in den vergangenen 50 Jahren gewachsen ist. Die Schloßmühle etwa liegt auf den Fotos noch außerhalb des Ortes. Was weggefallen ist, sind neben Bauernhöfen auch die vielen kleinen Läden: Rewe- und Spar-Markt etwa in der Rheinfeldstraße, in der Karl-Marx-Straße die Gärtnerei Krumb und das Lebensmittelgeschäft Roth.

TERMIN:

Die Ausstellung „Stockstadt am Rhein von oben“ ist bis einschließlich 1. Mai, jeweils samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr im Seminarraum des ehemaligen Verwalterhauses des Hofguts Guntershausen zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung ist für Alteingesessene eine Einladung zum nostalgischen Rückblick. Nicht nur einstige Gebäude sind zu sehen, dank der Fotos in hoher Auflösung erkennt man auch Details der Zeit. So an der Tankstelle des Autohauses Koss in der Vorderstraße: 54 Pfennige kostete damals der Liter Benzin. (gra)


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Ried-Echo vom 5.3.2019 – Mit feinsten Pinselstrichen

von René Granacher

Der Hanauer Künstler Jürgen Hans stellt bis zum 26. Mai karikierende Porträts von Filmstars im Hofgut Guntershausen aus.

STOCKSTADT – Ein Fest für Filmfreunde ist die aktuelle Ausstellung im Hofgut Guntershausen. Wo sonst, passend zum Ambiente des Naturschutzgebiets, oft Landschaftsbilder zu sehen sind, gibt es diesmal ausschließlich Köpfe: Karikierende Porträts von Filmstars, die der Hanauer Künstler Jürgen Hans angefertigt hat.

Dabei unterscheiden sich die Bilder deutlich von herkömmlichen Karikaturen, die meist in einem vereinfachenden Pinsel- oder Federstrich die charakteristischen Punkte eines Gesichts zu erfassen suchen. Vereinfacht ist hier gar nichts, sondern Hans’ Bilder sind mindestens so aufwendig gemalt wie naturalistische Porträts. Und sie gehen über die Merkmale der jeweiligen Person hinaus, indem sie zahlreiche Verweise auf Image und Rollen der Dargestellten integrieren.

Etwa bei den Schauspielern aus Edgar-Wallace-Filmen, denen hier ein eigener Bereich mit liebevoller Präsentation gewidmet ist. Da sieht man Klaus Kinski mit irrem Blick in der Gummizelle wie im Streifen „Die seltsame Gräfin“, Brigitte Horney aus „Das Geheimnis der weißen Nonne“, Joachim Fuchsberger mit einer Kermit-Puppe als Hinweis auf den „Frosch mit der Maske“. Eddi Arent als ewiger Butler ist noch bekannt, während markante Nebendarsteller wie Ady Berber oder Werner Peters schon etwas für Spezialisten sind.

„Ich beschäftige mich viel mit den Schauspielern“, sagte Jürgen Hans in seiner Einführung, „recherchiere lange und gehe ganz darin auf.“ Seine Krimibegeisterung teilte er mit den Gästen, indem er zu ihrem Vergnügen den Text von Reinhard Meys Lied „Der Mörder ist immer der Gärtner“ rezitierte.

Der Hanauer Künstler Jürgen Hans stellt seine Karikaturen vor.
Foto: Vollformat/Robert Heiler

Mehrere Bond-Darsteller kommen zu Ehren, immer um verspielte Details angereichert, die auf ihre Filme verweisen. Aber auch ein „eiskalter“ Alain Delon ist zu sehen, Jean-Paul Belmondo ebenso wie Gérard Depardieu. Clint Eastwood und Charles Bronson vertreten den Western, ansonsten sind Stars aus Kriminalfilmen in der Überzahl. Doch auch Alfred Hitchcock ist ausgestellt (mit Vogelkrawatte) oder Romy Schneider.

Größtenteils in graubraunen Tönen gehalten, erwecken die akribisch durchkomponierten Bilder auf den ersten Blick den Eindruck von Kohle- oder Bleistiftzeichnungen. Tatsächlich handelt es sich aber um Aquarelle, die mit den üblichen Blumen- oder Landschaftsbildern in dieser Technik nichts gemein haben. Hans modelliert seine Filmhelden mit feinsten Pinselstrichen und einer überbordenden Detailverliebtheit, bei der jedes Haar und manchmal jede Pore einzeln gewürdigt werden.

Das Ergebnis ist manchmal von liebevoller Bosheit wie Karikaturen von Gerhard Haderer, aber auch von hyperrealistischer Überzeugungskraft wie Gemälde von Gottfried Hellnwein. Von Sebastian Krüger kennt man ähnlich verzerrte Star-Porträts in Farbe, während bei Hans nur sehr sparsam eingesetzte Farbelemente das cineastische Schwarz-Weiß ergänzen. Die Aufzählung vergleichbarer Künstler zeigt, dass er sich mit seiner Kunstfertigkeit nicht hinter großen Namen verstecken muss.

Denn dass er weit mehr ist als ein Hobbykünstler, ist beim Blick auf die Bilder augenfällig. 1952 geboren, kam der Hanauer über eine Ausbildung zum Schaufenstergestalter zur professionellen Grafik, war bis 2002 in einer Werbeagentur beschäftigt und arbeitet seitdem frei. Seine Begeisterung für den Film wurde schon in der Kindheit geweckt, als er im Hanauer „Gloria-Palast“ die Wallace-Filme sah. Die späten Früchte dieser Inspiration sind nun bis zum 26. Mai an Wochenenden und Feiertagen im Hofgut zu sehen. Die Öffnungszeiten sind 13 bis 17 Uhr.

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Stockstadt: Schwedensäule im Miniaturformat enthüllt

Ried Echo vom 28.2.2019 – von Anke Mosch

Nicht aus Sandstein, sondern aus Balsaholz ist ein Modell der Schwedensäule, das Bernhard Hartung sorgsam im Maßstab 1:10 für den Förderverein des Hofgut Guntershausen gefertigt hat.

STOCKSTADT – Im Original ist die Schwedensäule zwölf Meter hoch, aus rotem Sandstein und sie steht am Altrheinufer. Der auf ihr thronende Löwe mit Krone und Helm schaut in Richtung Kühkopf. Dorthin, wo Schwedenkönig Gustav II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg in einer taktischen Meisterleistung von Erfelden und Stockstadt aus seine Truppen hin übersetzen ließ und in der Folge erst Oppenheim und dann Mainz einnehmen konnte. Dieses Ereignis war dem Schwedenkönig so wichtig, dass er das Denkmal zur Erinnerung an den Rheinübergang errichten ließ.

Nicht aus Sandstein, sondern aus Balsaholz ist ein Modell der Schwedensäule, dass Bernhard Hartung sorgsam im Maßstab 1:10 für den Förderverein des Hofgut Guntershausen gefertigt hat und das am Dienstagabend feierlich vom Fördervereinsvorsitzendem Volker Blum dem Museum der Gemeinde Stockstadt im Verwalterhaus des Hofguts übergeben wurde.



Modellbauer Bernhard Hartung (rechts) und der Vorsitzende des Fördervereins Hofgut Guntershausen, Volker Blum, haben die kleine Schwedensäule am Dienstag vorgestellt.
Foto: Vollformat/Robert Heiler

In einem bebilderten Vortrag zeigte Hartung, wie er das Aufmaß genommen, eine Handskizze gefertigt und maßstabsgetreu das Modell des Denkmals aus quadratischem Sockel, darauf ruhenden vier Kugeln sowie dem im Original sieben Meter hohen Obelisk gebaut hat. Eine besondere Herausforderung war der Löwe auf der Spitze der Säule, Sinnbild des Schwedenkönigs, des „Löwen aus Mitternacht“, erzählte der Modellbauer. Zum Vergnügen der Zuhörer berichtete Hartung, dass er schließlich eine Herrgottschnitzerei in Oberammergau gefunden hatte, die gerne bereit war, den „Bayerischen Löwen Barock“ in einen schwedischen Löwen zu verwandeln: Statt herausgestreckter Zunge und Wappenschild hat der „Löwe aus Mitternacht“ nun originalgetreu Helm und Krone – nur das Schwert in der Pranke war beiden Tieren von vornherein gemeinsam.

Der ehemalige Leiter des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt und Professor für Mittelalterliche und Neuere Geschichte, Friedrich Battenberg, schilderte die Geschehnisse während des Dreißigjährigen Krieges im Süden des Kreises Groß-Gerau. Dieses militärische Durchzugsgebiet wurde von Truppen des katholischen Kaisers wie des protestantischen Schweden gleichermaßen geplündert. Daran konnte auch die diplomatisch geschickte Neutralitätspolitik des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt nichts ändern. Nach einem großen Sieg über die katholische Liga im September 1631 wollte Gustav Adolf die alte kurfürstliche Residenz Mainz einnehmen, die er zum neuen Zentrum eines protestantisch geprägten Reiches machen wollte, so Battenberg.

Da der Rheinübergang bei Kastel gesperrt war, musste der Schwedenkönig einen Umweg wählen und erst einmal die spanischen Truppen in Oppenheim ausschalten. Mit seinem Heer übernachtete Gustav Adolf in Langen und ließ das Gerücht ausstreuen, nach Heidelberg ziehen zu wollen – um dann völlig überraschend in der Nacht zum 7. Dezember (17. Dezember nach gregorianischem Kalender) von Stockstadt und Erfelden aus mit aneinandergehängten Booten und Scheunentoren den Rhein zu überqueren und die überrumpelten spanischen Truppen noch am selben Tag zu schlagen. Erwartet hatte den Rheinübergang an dieser Stelle auch deswegen niemand, weil das Land so unwirtlich war, wie Battenberg schilderte: Der Rhein war hier 300 Meter breit und mit Flussinseln durchsetzt, der Kühkopf zu dieser Zeit eine linksrheinisch weit in den Strom hineinragende Halbinsel und beide Uferseiten sumpfig.

Eine militärische Glanzleistung, die machtpolitisch größte Bedeutung hatte – wurde dadurch doch die Einnahme von Mainz ermöglicht. Kein Wunder also, dass der Schwedenkönig dieses Ereignis auf der Höhe seiner Macht mit einem Denkmal würdigen ließ. Kein Jahr später fiel Gustav Adolf in der Schlacht von Lützen.

WANN UND WO

Das Modell der Schwedensäule kann während der Öffnungszeiten des Museums im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen besichtigt werden: samstags, sonn- und feiertags von 13 bis 17 Uhr.

Der Vortrag Friedrich Battenbergs wie auch die Dokumentation des Modellbaus sind nachzulesen in der vom Förderverein Hofgut Guntershausen herausgegebenen Broschüre „Schwedensäule und Schwedenkirchhof – der Dreißigjährige Krieg im Süden des Kreises Groß-Gerau“.

Es kann auch auf dem Stand des Stockstädter Museums auf der Buchmesse im Ried am 9. und 10. März erworben werden. (anmo)

Kelterfest auf dem Kühkopf gut besucht

Ried Echo vom 18.09.2018  – von Kirstin Gründel

Es gab ein vielfältiges Programm für Groß und Klein rund um den Apfel. Der hessische Pomologen-Verein gab bekannt, dass der seltene Kalbfleischapfel die Sorte des Jahres 2019 sei.

STOCKSTADT – Hunderte Fahrräder standen am Sonntagvormittag vor dem Hofgut Guntershausen. Auf den Wegen des Kühkopfs tummelten sich Fußgänger und Radfahrer. Das warme und sonnige Wetter lockte mehr als 2000 Menschen zum Hofgut, dessen Förderverein gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum Schatzinsel-Kühkopf und dem Geopark Bergstraße-Odenwald zum traditionellen Kelterfest eingeladen hatte.

Es gab ein vielfältiges Programm für Groß und Klein rund um den Apfel. Direkt am Eingang begrüßten Mitglieder der Landesgruppe Hessen des Pomologen-Vereins sowie Streuobstwiesenretter die Gäste. „Die Menschen treten mit vielen verschiedenen, teils spezifischen, teils banalen oder auch absurden Fragen an uns heran“, erzählten die aktiven Vereinsmitglieder Mirko Franz und Robert Scheibel. Die Besucher fragten zum Beispiel, warum der Apfelbaum im eigenen Garten nicht wachse oder wo sie alte Apfelsorten und bestimmte Obstbäume kaufen könnten. Viele Tipps gaben die Pomologen den Gästen mit auf den Weg. Wer wollte, konnte von den Profis Äpfel aus dem eigenen Garten bestimmen lassen oder beim Memory immer zwei gleiche Äpfel suchen.

Besonders stolz präsentierten die Pomologen den Apfel des Jahres 2019: „Das wird der Kalbfleischapfel sein, eine südhessische Lokalsorte“, stellte Steffen Kahl vor, Landessprecher des Pomologen-Vereins. Diese Sorte sei in Hessen fast ausgestorben, heute seien den Pomologen hessenweit noch drei Altbäume bekannt, berichtete Kahl. Mit der Wahl des Apfels des Jahres wolle der Verein die Verbreitung lokaler Sorten fördern und sichern, dass diese nicht verloren gehen. Schließlich seien viele alte Sorten besonders gesundheitsfördernd und für viele Menschen verträglicher als neue Sorten.

Viel Interessantes erfuhren die Besucher auch am Stand des Hessenforstes. Die Mitarbeiter verkauften dort nicht nur Wildschweinwurst. Sie gaben auch Informationen zu ihren Aufgaben, zu Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten im Wald. Darüber hinaus gaben sie Tipps, wie man sich bei Begegnungen mit Wildtieren und bei Wildunfällen richtig verhält. Einige Mitarbeiter pressten in Handarbeit frischen Apfelsaft, den die Besucher verkosten konnten.

Auch die kleinen Gäste konnten unter Anleitung von Mitarbeitern des Umweltbildungszentrums Apfelsaft keltern. „Zuerst kommen die Äpfel in den Muser“, erklärte eine Mitarbeiterin. Darin schredderten die Kinder aus den ganzen Früchten grobes Apfelmus. Dieses pressten sie dann zu Saft. Viel Kraft mussten die Kinder aufwenden, bis der Apfelsaft aus der Handkelter in den Eimer floss. Doch ihre Mühe wurde belohnt: „Der Apfelsaft ist richtig lecker“, strahlte ein Mädchen, als es nach der Anstrengung ein Glas probieren durfte.

Aufgrund des hohen Besucherandrangs bildeten sich an anderen Angeboten für die Kleinen lange Schlangen. Beim Kinderschminken kam eine Mitarbeiterin kaum hinterher, Katzen, Tiger und Prinzessinnen aus den Kindergesichtern zu zaubern. Auch beim Filzen von Äpfeln, das die Ranger anboten, wurden Kinder vertröstet oder gar weggeschickt. Die Farbschleuder, die das Kühkopf-Café beigesteuert hatte, begeisterte die Kinder und sie staunten, wenn sie sahen, welche Kunstwerke durch das Schleudern des Papiers entstanden. Kleiner Wermutstropfen: Das Farbangebot wurde am frühen Nachmittag beendet, da alle Mitarbeiter im Café gebraucht wurden.


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Mit einfachen Mitteln die Fantasie angeregt

Ried Echo vom 04.09.2018

Mit einfachen Mitteln die Fantasie angeregt – Von René Granacher

STOCKSTADT – Nur auf den ersten Blick ähnlich sind die Werke der beiden Darmstädter Künstler, die seit dem Wochenende ihre Werke im Hofgut Guntershausen auf dem Kühkopf ausstellen. Beide leben in oder bei Darmstadt und haben einen Hintergrund als Kunsterzieher, beide malen weitgehend abstrakt mit höchstens angedeuteten figürlichen Elementen. Dennoch haben die Bilder von Renate Reinhardt und Helmut Tischer in der Ausstellung „Farbe – frei in Raum und Zeit“ einen ganz unterschiedlichen Charakter.

So vermitteln Reinhardts Gemälde in Acryl fast immer einen Eindruck von Geschlossenheit und Konzentration auf ein Motiv, während Tischers Bilder eher zusammengesetzt wirken, manchmal wie collagiert. Besonders der Hintergrund ist aus Teilen aufgebaut, die keinem größeren Konzept zu folgen scheinen. Auch strahlen die meisten Bilder des Malers eine Buntheit aus, die im Nebeneinandersetzen reiner, leuchtender Farben gründet, oft Primärfarben und Grün. Reinhard arbeitet dagegen mit wechselnden Paletten und nutzt feine Schattierungen, um eine oft beeindruckende Gesamtwirkung zu erzielen.

Ihre Bilder legen dabei auch eher Assoziationen mit konkreten Motiven nahe, verfremdet durch wechselnde Farbstimmungen. Ragt beim elften der unbetitelten Werke nicht eine Felsnadel in den Dunst über einer Wasserfläche? Können die leuchtend aus Erdtönen emporspritzenden Farben im zweiten der Bilder nicht brodelnde Lava sein? Und beschwört die raffinierte Komposition des zwölften Bildes nicht drohende Wolkenberge über dem Meer herauf?

Nicht alle Werke sind gleich aussagekräftig, doch zuweilen gelingt es der Malerin, mit einfachen Mitteln die visuelle Fantasie des Betrachters zum Arbeiten zu bringen: Im fünften Bild etwa braucht es nur angedeutete weiße Strukturen im tiefen Blau und ein diffuses Licht in Türkis, um eine imaginäre Landschaft von mystischer Fremdheit ahnen zu lassen. Auf ganz andere Weise wirken Reinhardts große Formate: Das erste Bild mit einem Adler- oder Löwenkopf, der aus einem kunstvollen Gewirr von Rottönen ragt; das zehnte mit blau-orangen Wirbeln, die sich zu einem Tunnel formen.  

Das Ineinanderfließen von gegensätzlichen Farbflächen kennzeichnet demgegenüber die oft großformatigen Bilder Tischers. Mal fleckig und mal unscharf in der Wirkung, lassen die Farbhäufungen zahlreiche Interpretationen zu, bisweilen bis zur Beliebigkeit. Manchmal wird ein Konzept deutlich: Die „Dämmerstunde im Spätsommer“ beschränkt sich auf gedämpftere Farben, deren Verläufe an Batikbilder erinnern. „Tag im Vorfrühling“ lässt aus einer blau-weißen Fläche die Töne der wiedererwachenden Vegetationen hervorbrechen.

Acht kleinere Aquarelle Tischers sind tageweise um den Jahreswechsel 2010/11 entstanden und den entsprechenden „Rauhnächten“ zugeordnet. Dabei findet sich in meist einfachen Formen Symbolik wie weihnachtliches Leuchten, das Tor ins neue Jahr oder die Figuren der Heiligen Drei Könige.

Der Maler ist auch als Musikpädagoge tätig und zudem asiatischen Kulturtechniken zugetan, so Meditation und Qigong, japanischem Bogenschießen und der keramischen Technik Japans. Am 15. September und 13. Oktober (jeweils samstags) um 15 Uhr lädt Tischer zu kurzen Vorführungen von „Wildgans-Qigong“ in den Ausstellungsräumen ein.


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