Aus dem Stockstädter Museum – Das Nobel-WC des Freiherrn von Heyl zu Herrnsheim

Im Stockstädter Museum, dem ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen, befindet sich in der Dauerausstellung zur Geschichte des Hofgutes eine in blauer Farbe mit Fasanen, Blumenranken und Blattwerk prunkvoll bemalte und glasierte Toilette. Das Nobel-WC gehörte einst dem Freiherrn von Heyl zu Herrnsheim und befand sich in dessen Herrenhaus auf dem Kühkopf. Kurz vor dem Abbruch des „Herrschaftshauses“, wie die Stockstädter dieses Gebäude nannten, im Jahre 1978, wurde die Toilette vom Sohn des früheren Gutsverwalters vor der Verschrottung gerettet. Im Jahre 2013 übergab dieser das besondere Exponat schließlich an den Förderverein Hofgut Guntershausen.

Es handelt sich bei dieser edlen Keramik um eine Toilette der Marke „Cauldon“ mit dem Modellnamen „The Neptun“, die in den 1890er Jahren in England in der Grafschaft Staffordshire und aller Wahrscheinlichkeit nach dort von der Firma „Brown-Westhead, Moore & Co“ produziert wurde, wie Museumsleiter Jörg Hartung herausfinden konnte.

Da der Freiherr von Heyl zu Herrnsheim zahlreiche hochgestellte Jagdgäste wie Zar Nikolaus II von Russland, Prinz Heinrich von Preußen, Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, sowie König Wilhelm II von Württemberg in seinem Herrenhaus empfing, ist davon auszugehen, dass diese Toilette dort gelegentlich auch von diesen Herrschaften aufgesucht wurde.

Der Überlieferung nach befanden sich ursprünglich sogar zwei dieser Toiletten im Herrenhaus, wovon eine allerdings zu Bruch ging. Solange es im Haus noch kein fließendes Wasser gab, musste zur Spülung der Toiletten ein eigens im Dachgeschoss angebrachter Wassertank von den Bediensteten des Freiherrn mit Eimern aufgefüllt werden, um den hohen Jagdästen eine Wasserspülung zu ermöglichen.

Das Nobel-WC aus dem Herrenhaus des Hofgutes Guntershausen
Foto: Robert Heiler

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