Das Altrheinbad in Stockstadt

Serie vergessene Stätten: Altrheinbad in Stockstadt

Das Stockstädter Freibad hatte mehrere Vorgänger auf dem Fluss. Die Deutsche Turngemeinde eröffnete 1927 ein 15 000 Reichsmark teures Badeschiff. Es war nur 15 Jahre in Betrieb.

Artikel im Groß Gerauer Echo vom 2.8.2022 (von Marion Menrath)

STOCKSTADT – Das beliebte Stockstädter Freibad wurde 1964 eröffnet und steuert damit langsam auf seinen 60. Geburtstag zu. Der Bau soll damals 1,25 Millionen Mark gekostet haben. Doch es hatte etliche, allerdings nicht so langlebige Vorgänger, die alle am Altrhein angesiedelt waren. Dokumente dazu hat Jörg Hartung gesammelt, der Leiter des Museums der Gemeinde Stockstadt. Ein Schild des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald erinnert am Altrheinufer am Parkplatz Kühkopf an die Badeanstalten.

Das erste Flussschwimmbad wurde 1760 an der Seine in Paris eröffnet, weiß Hartung. Hamburg hatte bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts 14 solcher Badeschiffe auf öffentlichen Gewässern, die durch die Strömung frisches Wasser bekamen. Damals hatten die allermeisten Menschen kein eigenes Bad zur Verfügung.

In Stockstadt finden sich erste Hinweise auf ein Badehaus im Altrhein in einer Rechnung aus dem Jahr 1859. Der Ort ist unbekannt. Das erste öffentliche Bad im Altrhein hat Zimmermeister Michael Kabey 1869 eröffnet. Gleichzeitig wurde die Riedbahn in Betrieb genommen, sodass auch Kundschaft aus Darmstadt kam. Laut Kirchenbuch von 1874 „stellten sich an manchen Tagen gegen 100 Badegäste ein, um in des Rheins grünen Fluten Erquickung zu finden“. Ab 1879 gab es extra Badezüge auf der Riedbahn mit einer Bedarfshaltestelle am „Katzloch“ in Stockstadt.

Das Hofgut Guntershausen unterhielt ein eigenes Bad, das Freiherr Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim und seinen Freunden vorbehalten war. Das Badehaus am Ufer des Kühkopfs soll laut Dokumenten von 1895 7,50 Meter lang und 4,80 Meter breit gewesen sein.

Das nächste öffentliche Bad führte der Stockstädter Georg Mölbert, der dafür 1893 die Genehmigung bekam. Die Badeanstalt etwas flussabwärts an der „Gipsmühle“ soll bis etwa 1917 in Betrieb gewesen sein. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs schränkte den Betrieb drastisch ein, bis das morsche Badeschiff 1920 abgebaut wurde.

Umfangreiche Dokumente gibt es über den Nachfolger der Deutschen Turngemeinde Stockstadt. Ältere Stockstädter erinnern sich daran. Am 9. Juli 1927 wurde das teilweise über Kredite finanzierte, 15 000 Reichsmark teure neue Badeschiff eröffnet. Die Arbeiten wurden an heimische Unternehmen vergeben. Es lag etwa 50 Meter vor der Modaumündung am Ufer, vor dem heutigen Parkplatz an der Altrheinbrücke und war über einen Laufsteg zu erreichen. Auf 16 eisernen Schwimmkörpern ruhte der 26 Meter lange und 10,40 Meter breite Viereckbau aus Holz, der zur Stirnseite hin mit einem vier Meter hohen Sonnendeckteil abgeschlossen war. In ihm waren Umkleidekabinen sowie drei Räume für Bademeister- und Kasse untergebracht, schreibt Hartung.

Der Innenraum beherbergte das 120 Quadratmeter große Becken, das 20 Meter lang und sechs Meter breit war. Es war in einen sieben Meter langen Nichtschwimmer- und einen 13 Meter langen Schwimmerbereich unterteilt. Um den Rand verlief ein 52 Meter langer und 1,30 Meter breiter Badesteg. Auf einer Seite verfügte er über eine 20 Meter lange Sitzbank. „Als Extras waren zwei separate Einzelbäder eingebaut“, so Hartung. Das Sonnendeck in 3,10 Meter Höhe diente als Liegeplatz. Zur Flussseite habe es ein Sprungbrett gegeben.

Das Bad war allerdings nur 15 Jahre in Betrieb, der Unterhalt teuer. Das Fichtenholz hielt dem Wasser nicht stand. Die Einnahmen von 600 Reichsmarkt reichten nicht aus, die jährlichen Kosten zu decken. 1937 übernahm die Gemeinde die Badeanstalt samt Restschulden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war kein Geld für Reparaturen da. Anfang der 50er Jahre wurde das Badeschiff an der „Gipsmühle“ demontiert. Im Museum der Gemeinde, im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen auf dem Kühkopf, erinnert ein von Jörg Hartung gefertigtes Modell an die frühere Stockstädter Badeanstalt.

DIE SERIE

In einer kleinen Serie blicken wir auf verschwundene, historisch oder touristisch interessante Stätten im Südkreis Groß-Gerau. (mam)


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Schau „Lebensbilder“ im Hofgut Guntershausen in Stockstadt

Groß Gerauer Echo vom 30.5.2022

Die Oppenheimer Künstlerin Waltraud Vosniak stellt ihre Werke im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen aus. Dort war sie bereits mehrfach zu Gast.

Von René Granacher

STOCKSTADT – Die Oppenheimer Künstlerin Waltraud Vosniak ist schon mehrmals im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen zu Gast gewesen: 2018 mit einer Einzelausstellung, 2020 als Teil des Künstlerkreises Nierstein – und nun erneut. Die am Freitagabend eröffnete Kunstausstellung alter und neuer Werke mit dem Titel „Lebensbilder“ ist wegen der Pandemie nun die erste, die seit fast zwei Jahren wieder möglich ist, betonte Claudia Blum-Borell in ihrer Einführung von Seiten des Hofgut-Fördervereins.

Vosniak erprobt verschiedene zeichnerische und malerische Techniken, arbeitet mit Tusche, Aquarell- oder Acrylfarben. Manchmal baut sie auch Frottage-Effekte ein, also das Durchreiben von Oberflächenstrukturen. Das bewährt sich vor allem, wenn die Frottage-Teile wie beim Bild „Touch – Wachstum in rot“ in einen kompositorischen Zusammenhang mit den übrigen Bildelementen treten.

Die Malerin ist bestrebt, etwa Personen mit zahlreich eingebauten Symbolen und Verweisen eine weitere Bedeutungsebene zu geben. In der Porträtmalerei hat das eine lange Tradition, wenn auch oft subtiler ausgeführt als durch das bloße Umgeben einer Person mit Gegenständen, wie hier bei „Portrait Freund“. In der Darstellung von Menschen wird oft auch deutlich, dass eine lebendige Mimik jenseits des Schematischen keineswegs leicht zu meistern ist. In der Zeichnung wirkt die Reduktion auf das Wesentliche und die richtige Linie oft besser als ein Zuviel – gelungen ist da etwa das Aquarell „Das Leben ist bunt/Frauenkopf“ mit einem Ausbruch gedeckter Farben an einer schön stilisierten weiblichen Figur.

Farben sind das Herz der Malerei und im Einsatz ebenso reich an Möglichkeiten wie an Fallstricken. Gerade mit Wasserfarben ergibt sich leicht eine unschöne Fleckigkeit, aus der wahllosen Kombination vieler Farbtöne auch der Eindruck einer bloßen Buntheit. Dass weniger dagegen mehr sein kann, zeigt etwa das Acrylbild „weiße Amaryllis, blaugrundig“, bei dem die Palette auf Weiß, Grün und das Graublau des Hintergrundes reduziert ist.

Es ergibt sich dabei auch eine grafische Wirkung, die ähnlich in zwei Tulpenbildern auftaucht. Ebenso kann der „Gastfreund“ mit der Konzentration auf Blau- und Sandtöne farblich überzeugen. Zum großformatigen Bild „Wächter der Nacht“, ebenfalls in Acryl, erläuterte Vosniak, dass sich aus der Darstellung einer Eule als Ausgangspunkt ein Waldbild entwickelt habe, in dem flüchtende Tiere und Menschen aktuelle Bezüge darstellen. Die Elemente ließen sich freilich kompositorisch oder mithilfe malerischer Mittel wie Licht und Perspektive noch überzeugender verbinden.

Bis zum 14. August ist die Ausstellung im Obergeschoss des Verwalterhauses auf dem Kühkopf zu sehen, geöffnet ist an Wochenenden und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für den Förderverein wird gebeten.

LEBENSBILDER – neue Austellung im Hofgut Guntershausen

„Lebensbilder“ – so heißt die neue Ausstellung in der Galerie im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen/Kühkopf, 64589 Stockstadt am Rhein. Vom 28. Mai bis einschließlich 14. August 2022 zeigt der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. Werke der Oppenheimer Künstlerin Waltraud Vosniak.

Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 27. Mai 2022 um 19:00 Uhr statt, interessierte Bürger sind hierzu recht herzlich eingeladen.

Die Künstlerin, die auch Skulpturen aus Keramik und Stein kreiert, stellte bereits im Jahr 2018 im Hofgut Guntershausen aus. In diesem Jahr zeigt sie auf dem Kühkopf nun ausschließlich Gemälde.

Andere schreiben Bücher über ihr Leben bzw. ihre Lebensgeschichten, Waltraud Vosniak drückt ihre Erlebnisse und Lebenseindrücke in Gemälden aus. Diesmal nach dem Gesichtspunkt: Lebensbegleitende Malereien sind LEBENSBILDER.

Farbenfrohe, verspielte Malereien – fast fotografisch exakt – also naturalistisch gemalt, sind ebenso zu sehen wie Bilder, bei denen die malerischen Prozesse durch Lasuren, Collagen und Übermalen sichtbar gemacht werden. Man erkennt in ihren Bildern eine sensible Übereinstimmung von Material, Werkzeug und Verfahren.

Die Ausstellung umfasst Werke verschiedener Stile und Techniken. Frau Vosniak möchte sich in keinen einheitlichen Stil gezwängt sehen. Ihr Anreiz besteht im sich immer wieder Erproben, Verändern und Perfektionieren, insbesondere während, sowie auch teilweise noch nach dem Malprozess. Bei ihren Werken steht schwerpunktmäßig der Mensch im Vordergrund. Ebenso wie die sich ständig verändernden Sichtweisen, Grenzen und Kulturen der Welt, so verändert sich auch der Anspruch eines Künstlers und die Betrachtungsweise des Kunstinteressierten.

Waltraud Vosniak wurde in Münster/Westfalen geboren und arbeitet seit 1970 künstlerisch in Oppenheim am Rhein. Sie ist aktives Mitglied im Künstlerkreis Nierstein und veranstaltet zahlreiche Ausstellungen in diversen Galerien und Museen, sowie im Kloster Eberbach, in der Magnuskirche Worms und anderen künstlerischen Veranstaltungsräumen. Die Ausstellung ist samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 13 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen, wobei Spenden zu Gunsten des Fördervereins erbeten sind.

Führung: Auf historischen Spuren – vom Altrhein zum Hofgut Guntershausen

Zur Führung “Auf historischen Spuren – vom Altrhein zum Hofgut Guntershausen“ lädt das Museum Stockstadt am Rhein am Sonntag den 22. Mai 2022 ein. Während der Führung spricht Museumsleiter Jörg Hartung Themen wie den früheren Stockstädter Rheinhafen und dessen Bedeutung für die Region, den Rheindurchstich 1828/29 und seine Folgen sowie die beiden Stockstädter Herrensteine an, die an die Rheinüberquerung des Landgrafen Ludwig VIII von Hessen-Darmstadt im Jahre 1740 erinnern. Weiterhin erfährt man Interessantes zur Geschichte des Hofgutes Guntershausen, wobei besonders auf den Besuch des Zaren Nikolaus II. von Russland im Jahre 1903 eingegangen wird.

Abschließend wird das Stockstädter Museum im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes besichtigt, wo neben Exponaten zur Goldwäsche im Rhein und der Landung des Grafen Zeppelin mit seinem Luftschiff auf dem Rhein im Jahre 1908 auch eine interessante Dauerausstellung zur Hofgutgeschichte besichtigt werden kann.

Treffpunkt ist um 10 Uhr auf dem Parkplatz an der Altrheinbücke in Stockstadt am Rhein, die Führung dauert ca. 2 Stunden. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben, wobei Spenden zu Gunsten des Fördervereins Hofgut Guntershausen e. V. erwünscht sind. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird bis Donnerstag 19. Mai 2022 um eine verbindliche Anmeldung per Mail an: mail@hofgut-guntershausen.de od. Tel. 06158 / 828739 gebeten.

Aus unserem Gästebuch

Das Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen wurde über die Osterfeiertage sehr gut besucht. Die aktuelle Ausstellung „Von Fischern, Fährmännern und Schilfrohrschneidern“, die historische Fotografien vom Kühkopf und dem Leben am Altrhein zeigt, fand großen Zuspruch. Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 22. Mai 2022 bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Die Gäste zeigten sich auch begeistert über den erst kürzlich ausgebauten und interessant gestalteten neuen Museumsraum im Dachgeschoss des Gebäudes, der Gästebucheintrag vom 18. April 2022 gibt diesen Eindruck wieder. Das Museumsteam vom Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. dankt seinen Gästen hierfür recht herzlich!


Einträge in unserem Gästebuch. Aus Datenschutzgründen wurden die Nachnamen unkenntlich gemacht.

Regionalgeschichtliches auf der Buchmesse im Ried

Das Stockstädter Museum im Hofgut Guntershausen wird auch in diesem Jahr auf der Buchmesse im Ried am 07. und 08. Mai 2022 in der Altrheinhalle, Insel-Kühkopf-Straße 1, 64589 Stockstadt am Rhein, vertreten sein. Dort können sich die Besucher am Messestand über die aktuellen Entwicklungen auf dem Hofgut informieren.



Erstmals kann dort die neue vom Förderverein Hofgut Guntershausen herausgegeben Broschüre „Der Kühkopf 1926“ erworben werden. Diese neue Veröffentlichung des Fördervereins beschreibt eine Wanderung über den Kühkopf im Jahre 1926, die der frühere Stockstädter Rektor und Heimatforscher Jakob Mauer durchführte. Neben sehr viel Wissenswertem über die damalige Flora und Fauna des größten hessischen Naturschutzgebietes, erfährt man zahlreiche interessante Details zur Geschichte des Kühkopfs. Hierbei geht Rektor Mauer unter anderem auch auf die Nutzung der einzelnen Gebäudeteile des Hofgutes Guntershausen, den Rheinübergang des Schwedenkönigs Gustav Adolfs im Jahre 1631 oder den Rheindurchstich von 1828/29 ein. Ergänzt wird die neue Broschüre durch einige historische Aufnahmen, aber auch durch etliche aktuelle Fotografien der Kühkopflandschaft.


Neben Info-Broschüren zum Kühkopf wird auch ein breit gefächertes Angebot an Heimatliteratur über Stockstadt am Rhein, das Ried und den Kühkopf für die Besucher bereitgehalten.

Außerdem besteht die Möglichkeit zum Erwerb und zur Einsicht in das Familienbuch Stockstadt am Rhein 1643 – 1900, aus dem Jörg Hartung gerne Auskünfte zur Stockstädter Familiengeschichte erteilt.

Den Flyer mit dem kompletten Programm zur Buchmesse im Ried finden Sie hier…

Hofgutnachmittag: „Die Zeppelinlandung auf dem Rhein“

Am Sonntag den 10. April 2022 um 15:00 Uhr veranstaltet der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. ehemaligen Pferdestall des Hofguts Guntershausen/Kühkopf in 64589 Stockstadt am Rhein einen weiteren Hofgutnachmittag, bei dem es um die Zeppelinlandung auf dem Rhein geht.

Es war die Sensation des Jahres 1908! Am 04. August 1908 brach Graf Zeppelin vom Bodensee aus mit seinem Luftschiff zu seiner ersten Fernfahrt auf, die ihn nach Mainz führen sollte. Wo immer das 136 Meter lange Luftschiff erschien, brachten Tausende Graf Zeppelin und seinem Luftschiff Ovationen dar, Deutschland war im Zeppelin-Fieber. Als das Luftschiff unweit des Kühkopfs auf dem Rhein notlanden musste, strömten binnen kurzer Zeit zehntausende Menschen aus den umliegenden Dörfern und Städten zum Landeplatz an den Kornsand und das Geschehen beherrschte die nationale und internationale Presse. Mit diesem historisch bedeutenden Ereignis beschäftigt sich Jörg Hartung in seinem Vortrag, der durch zahlreiche historische Aufnahmen ergänzt wird.

Für Kaffee und Kuchen ist gesorgt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, Spenden werden erbeten.

Aufgrund der Corona-Pandemie gilt bei dieser Veranstaltung die „3G-Regel“, demnach können lediglich geimpfte, genesene oder getestete Personen teilnehmen. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir bis zum 06. April 2022 um eine verbindliche Anmeldung per Mail: mail@hofgut-guntershausen.de oder Tel. 06158 / 828739.


Das Plakat zur Veranstaltung finden Sie hier…

Ein Fundus der Stockstädter Ortsgeschichte

Vor kurzem hat das Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen von der Gemeindeverwaltung den Bestand der Wochenzeitschrift „Stockstädter Nachrichten“ in das Archiv übernommen. Dies sind die Jahrgänge von Erscheinungsbeginn im Jahre 1967/68 bis zur Einstellung des Blattes im Dezember 2021.

Neben den amtlichen Bekanntmachungen der Gemeindeverwaltung findet man im alten „Stockschter Blädche“ auch zahlreiche Vereinsmitteilungen, Beiträge zum Ortsgeschehen, zu Veranstaltungen und Festen, Familienanzeigen oder zum Beispiel auch Hinweise auf das Programm des früheren Stockstädter Kinos in der Ludwigstraße. Interessant sind auch die zahlreichen Anzeigen der Stockstädter Geschäfte und Firmen, die zum größten Teil heute nicht mehr existieren.

Das Museumsteam hat diesen Bestand nun mit dem im Archiv bereits vorhandenen lückenhaften Bestand aus der Sammlung des früheren Heimat- und Geschichtsvereins abgeglichen, entsprechend sortiert, beschriftet und aufbereitet. Dieser spannende Fundus zur Stockstädter Ortsgeschichte ist nun für Recherchen und Anfragen interessierter Bürger zugänglich. 

Historische Stockstädter Bauakten erschlossen

Im Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein in ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen befinden sich unter anderem auch Teile des Stockstädter Gemeindearchivs. Zu diesem Bestand zählen weit über 400 historische Bauakten aus den Jahren von 1846 bis 1929. Dieser Aktenbestand beinhaltet Bauanträge, die teilweise sogar aufwendig koloriert sind, sowie die dazugehörigen Lagepläne.

Bei der Sichtung der historischen Akten durch Museumsleiter Jörg Hartung stellte es sich als sehr unvorteilhaft heraus, dass der Bestand nach dem Namen des damaligen Bauantragstellers in alphabethischer Reihenfolge abgelegt wurde. Um die alten Dokumente zu erschließen bzw. auswerten zu können, war es unumgänglich diese nach heutigen Grundstücken mit der entsprechenden Hausnummer zu ordnen und zu archivieren.

Hierbei trat ein weiteres Problem auf: in den alten Unterlagen waren häufig keine Straßennamen und in keinem Fall eine Hausnummer vermerkt, lediglich der Name des Antragstellers war angegeben. In den zum Antrag gehörenden Lageplänen stand – wenn überhaupt – lediglich „neue Straße“ oder „Provincialstraße“, so dass eine Verortung des jeweils betroffenen Grundstücks sehr schwierig war. Glücklicherweise waren in den Plänen auch die Eigentümer der benachbarten Häuser und Grundstücke angegeben. Unter Zuhilfenahme des „Landes-Adressbuches für das Großherzogtum Hessen“ aus dem Jahre 1905 und eines Stockstädter Ortsplanes von 1886 machte sich nun Museumsmitarbeiter Martin Rödl unter Anleitung von Jörg Hartung an die Arbeit, um die Straße und Hausnummer des jeweiligen Gebäudes zu ermitteln. Hierbei kam nun auch „moderne Technik“ in Form von „Google Maps“ zum Einsatz, womit man den jeweiligen Ausschnitt des aktuellen Ortsplanes entsprechend vergrößern und mit den alten Planunterlagen vergleichen konnte. Auf diese Weise gelang es etwa 97 % der alten Bauanträge einem Grundstück zu zuordnen.

Als nächster Schritt wurden die so gewonnenen Daten von Museumsmitarbeiter Walter Mück in eine Excel-Tabelle eingetragen, die sich nun nach dem Namen des Antragstellers, nach Straße und Hausnummer, der Gebäudeart und dem Datum des Antrags beliebig sortieren lässt. Auf diese Weise kann man jetzt die Bebauung der einzelnen Straßenzüge nachvollziehen.

Bei den Arbeiten kam Interessantes für die Stockstädter Ortsgeschichte zum Vorschein, wie beispielsweise eine detaillierte Zeichnung vom Fachwerk des bereits 1959 abgebrochenen historischen Stockstädter Rathauses, die 1909 gefertigt wurde. Oder ein um 1850 angelegter Lageplan, der noch den Grundriss des herrschaftlichen Lagerhauses der Darmstädter Landgrafen, das frühere Stockstädter Hafengebäude in der heutigen Rheinstraße, zeigt. Wegen seiner enormen Größe wurde das Lagerhaus im Volksmund „der Bau“ genannt. 

Schließlich beschaffte die Gemeindeverwaltung die notwendigen säurefreien Aktendeckel, um eine fachgerechte Archivierung des Aktenbestandes zu gewährleisten. Es konnte so pro Grundstück eine Akte angelegt werden, die mit dem aktuellen Straßennamen, der Hausnummer und dem Antragsteller versehen ist. Somit ist nun eine gezielte Archivrecherche möglich.

Straßenansicht eines Wohnhauses in der Stockstädter Wilhelmstraße.
Der Bauantrag mit der schön kolorierten Planzeichnung stammt aus dem Jahre 1912.

Von Fischern, Fährmännern und Schilfrohrschneidern

Stockstädter Museum im Hofgut Guntershausen zeigt historische Fotos zum Leben am Altrhein

Ab Samstag den 05. März 2022 öffnet das Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen auf dem Kühkopf wieder. Gezeigt wird eine Sonderausstellung mit historischen Fotografien vom Leben am Altrhein, die den Titel „Von Fischern, Fährmännern und Schilfrohrschneidern“ trägt. 


Zu sehen sind Aufnahmen der Gegend um den Altrhein und den Kühkopf, die vor etwa 80 Jahren entstanden. Neben Gebäuden aus Erfelden und Stockstadt sieht man beispielsweise Aufnahmen der letzten Berufsfischer des Altrheins, Arbeiter bei der Schilfrohrernte oder die Altrheinfähren bei Erfelden und Stockstadt. Die Aufnahmen zeigen auf dem Feld arbeitende Bauern mit Ochsengespannen, auf dem Kühkopf weidende Schafherden, Raddampfer auf dem Neurhein sowie Camper, Paddler und Angler am Altreinufer.

Wie Museumsleiter Jörg Hartung mitteilt, stammen die meisten der gezeigten Fotos von Herrn Dr. Philipp Zeiger, der ursprünglich geplant hatte hierzu ein Buch zu veröffentlichen. Durch den II. Weltkrieg wurde dieses Vorhaben allerdings verhindert. Jörg Hartung hat die zahlreichen Fotos gesichtet und daraus 41 Aufnahmen für die Ausstellung ausgewählt und entsprechend aufbereitet.

Die Ausstellung ist samstags, sonntags und feiertags von 13-17 Uhr zu besichtigen, oder nach Vereinbarung unter Mail: mail@hofgut-guntershausen.de  / Tel.: 06158/828739.

Die ursprünglich zu dieser Zeit geplante Sonderausstellung „Rheinauenlandschaft-Impressionen“ mit Werken des Stockstädter Künstlers und Buchautors Hans Pehle wird aufgrund der Corona-Pandemie an einem späteren Zeitpunkt gezeigt. 

Außerdem wird zur Öffnung des Museums erstmals der neue Ausstellungsraum im Dachgeschoß des ehemaligen Verwalterhauses zu besichtigen sein, in dem interessante Exponate zur Stockstädter Ortsgeschichte gezeigt werden.

Beim Besuch sind die jeweils geltenden Corona-Regeln zu beachten.