Hofgut Guntershausen beendet Winterpause

Artikel im Groß Gerauer Echo vom 12.2.2022

Stockstadt: Hofgut Guntershausen beendet Winterpause

Ab dem 5. März wird im Verwalterhaus auf dem Kühkopf bis zum 22. Mai auf historischen Fotos das Leben vor 80 Jahren gezeigt.

von René Granacher


STOCKSTADT – Viel Neues gibt es im Hofgut Guntershausen zu erleben, wenn das Verwalterhaus auf dem Kühkopf am 5. März seine Winterpause beendet. Historische Fotos bieten einige Monate lang interessante Einblicke in das Leben vor 80 Jahren, auch die Dauerausstellung ist wesentlich erweitert: Ein ganzes Stockwerk voller Exponate wird erstmals für Besucher zugänglich. Für den Förderverein freut sich Jörg Hartung auf die Eröffnung und blickt auf die Arbeit zurück, die dafür nötig war.

Dass die Sammlung alter Aufnahmen auf den Kühkopf kam, so erzählt er, ist glücklichen Umständen zu verdanken. Dr. Philipp Zeiger kam 1922 als Lehrer nach Darmstadt, ab 1929 war er Direktor der Städtischen Höheren Handelsschule. Als Paddler auf dem Altrhein unterwegs, hatte er die Idee zu einem Buch, um die Gegend Ausflüglern vorzustellen. Dafür schoss er hochwertige Fotos unter anderem von Menschen, die damals rund um den Kühkopf arbeiteten.

Infolge des Krieges wurde das Buch nie veröffentlicht, aber Manuskript und Bilder blieben erhalten. Dr. Zeiger starb 1974, im vergangenen Jahr trat sein Enkel Günter mit dem kleinen Schatz an den Förderverein heran. Eine Auswahl der 41 interessantesten Fotos ist nun vom 5. März bis zum 22. Mai im Obergeschoss des Hauses zu sehen und bietet Einblicke in das harte Leben „von Fischern, Fährmännern und Schilfrohrschneidern“ (so der Titel) um das Jahr 1940.

Die Feldarbeit mit Ochsen und Pferden ist schön zu sehen, die Ernte von Kartoffeln und Schilfrohr, Feldbrandöfen und Altrheinfähren. Historische Ansichten von Stockstadt und Erfelden sind zu entdecken, eine Badeanstalt im Altrhein, die Forsthäuser im heutigen Naturschutzgebiet. Vor allem aber erwachen die Menschen zum Leben: der Stockstädter Fährmann Herman Gräf, die Schäfer, Bauern und Altrheinfischer aus Erfelden. Ältere Besucher werden manche der Abgebildeten noch identifizieren können.

Ins nächste Jahr verschoben wurde die geplante Kunstausstellung des Stockstädter Malers Hans Pehle: Hier wären schon zur Vernissage absehbar weit mehr Gäste gekommen, als derzeit zulässig sind. Dafür wird das verlagerte Stockstädter Heimatmuseum eröffnet und präsentiert im Dachgeschoss des Verwalterhauses viele Exponate, die einst im ehemaligen Schulhaus in der Ortsmitte untergebracht waren.

Jetzt sind die historischen Stücke nicht nur großzügiger arrangiert und neu beschriftet, erzählt Hartung, sondern auch nach den Vorgaben des Hessischen Museumsverbandes beschrieben, vermessen und katalogisiert. Dafür hat vor allem Walter Mück unzählige Arbeitsstunden investiert, während Martin Rödl vieles restauriert und Vitrinen dafür gebaut hat.

Auch der Raum selbst ist nach der aufwendigen Renovierung durch den Förderverein sehenswert. Und passender Hintergrund für Relikte aus dem dörflichen Leben von einst: Haushaltsgeräte wie Buttermaschinen und Honigschleuder, Spinnrad und Kohleofen, alte Keramik, aber auch Zeugnisse der bäuerlichen Tätigkeit wie Feldgeräte oder einen mechanischen Geburtshelfer für Kühe.

Spektakuläre Bodenfunde aus dem früheren Museum sind wiederzufinden, wie ein gewaltiger Bisonschädel oder der Backenzahn eines Mammuts, auch das einstige Zifferblatt der Kirchturmuhr. Nach jahrelanger Pause bekommt Stockstadt nun wieder einen Platz für die Ortsgeschichte, der besser organisiert ist als je zuvor.

Interessante Führung „Auf historischen Spuren“

(Bild: Ried Echo v. 28.9.21)

Etwa 20 Teilnehmer nahmen am vergangenen Sonntag (26. September) an der Führung „Auf historischen Spuren – vom Altrhein zum Hofgut Guntershausen“ teil, die vom Leiter des Stockstädter Museums, Herrn Jörg Hartung, angeboten wurde.

Treffpunkt war der Parkplatz an der Stockstädter Altrheinbrücke, wo die Teilnehmer gleich etwas über den früheren Stockstädter Rheinhafen und dessen Bedeutung für die Region, sowie über den Rheindurchstich 1828/29 und seine Folgen erfuhren. Unterhaltsam war es auch Details über die beiden Stockstädter Herrensteine zu erfahren, die bis heute an die Rheinüberquerung des Landgrafen Ludwig VIII von Hessen-Darmstadt im Jahre 1740 erinnern.

Weiterhin erfuhren die Gäste Interessantes zur Geschichte des Hofgutes Guntershausen, wobei besonders auf den Besuch des Zaren Nikolaus II. von Russland im Jahre 1903 eingegangen wurde.

Abschließend besuchte die Gruppe das Stockstädter Museum im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes. Dort erläuterte Herr Hartung in einem speziell gestalteten Ausstellungsraum die Hintergründe zur Landung des Grafen Zeppelin mit seinem Luftschiff auf dem Rhein im Jahre 1908. Neben Exponaten zur Goldwäsche im Rhein und der Korbmacherei konnte auch die Dauerausstellung zur Hofgutgeschichte besichtigt werden, ebenso die aktuelle Sonderausstellung „Stockstadt von oben“ in der noch bis Ende dieses Monats zahlreiche Stockstädter Luftbilder aus dem Jahr 1968 zu sehen sind.

Diese Führung ist auch künftig für Gruppen ab 10 Personen buchbar, weitere Infos und Terminabsprache unter Mail: mail@hofgut-guntershausen.de oder Tel.: 06158/828739.

Führung: Auf historischen Spuren – vom Altrhein zum Hofgut Guntershausen

Während der Führung am SO (26.9.) um 10.00 Uhr werden Themen wie der frühere Stockstädter Rheinhafen und dessen Bedeutung für die Region, der Rheindurchstich 1828/29 und seine Folgen sowie die beiden Stockstädter Herrensteine angesprochen, die an die Rheinüberquerung des Landgrafen Ludwig VIII von Hessen-Darmstadt im Jahre 1740 erinnern. Weiterhin erfährt man Interessantes zur Geschichte des Hofgutes Guntershausen, wobei besonders auf den Besuch des Zaren Nikolaus II. von Russland im Jahre 1903 eingegangen wird. Abschließend kann das Stockstädter Museum im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes besichtigt werden, wo neben Exponaten zur Goldwäsche im Rhein und der Landung des Grafen Zeppelin mit seinem Luftschiff auf dem Rhein im Jahre 1908 auch eine interessante Dauerausstellung zur Hofgutgeschichte zu besichtigen ist.

Treffpunkt: 26.09.2021 um 10 Uhr, Parkplatz Stockstädter Altrheinbrücke
Veranstalter: Museum Stockstadt am Rhein / Förderverein Hofgut Guntershausen e. V.
Leitung: Jörg Hartung
Dauer: ca. 2 Stunden
Kostenbeitrag: Spende
Teilnehmerzahl: max. 15 Personen – bitte Mund- Nasenbedeckung mitbringen!

Anmeldung: unbedingt erforderlich – bis zum 22.09.2021 an Jörg Hartung, Mail: mail@hofgut-guntershausen.de oder Tel. 06158 / 828739

Festspiel des Stockstädter Kirchengesangvereins im Jahr 1904

Anlässlich des vierhundertsten Geburtstages des Hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen fanden 1904 im Großherzogtum Hessen zahlreiche Feierlichkeiten statt. In diesem Zusammenhang gab es auch in Stockstadt am Rhein eine Jubiläumsfeier zum Gedächtnis an den früheren Landgrafen, die am 13. November festlich in der Evangelischen Kirche begangen wurde.

Die Mitglieder des Kirchengesangvereins, dem Vorläufer des heutigen Kirchenchores, führten aus diesem Anlass das historische Festspiel „In Treuen fest“ von Richard Weitbrecht auf. Wie der Kirchenchronik zu entnehmen ist fand die Aufführung „allgemeinen Beifall“, so dass sie noch dreimal wiederholt wurde, darunter einmal auch als reine Schülervorstellung.

Jeweils am 29. Januar und 5. Februar 1905 führte der Kirchengesangverein das historische Festspiel nochmals im Rahmen eines Familienabends auf, der zugleich eine „Nachfeier zum 400jährigen Geburtstage Philipps des Großmütigen“ war. Der Stockstädter Pfarrer Dekan Stamm hielt zu Beginn des Dreiakters eine Ansprache und führte in das in der Reformationszeit spielende Stück ein.

Aus dem Jahre 1905 stammt auch eine Aufnahme, welche die Schauspieler in ihren prächtigen Kostümen zeigt. In der Bildmitte erkennt man den Fabrikanten Jakob Friedrich Nold, der Landgraf Philipp den Großmütigen spielte. Jakob Friedrich Nold war von 1891 bis 1928 Präsident des Kirchengesangvereins. In der Mitte der oberen Reihe ist der Stockstädter Schullehrer Wehr zu erkennen (mit Gitarre), unter dessen Leitung das Festspiel einstudiert wurde. Die sehr gut erhaltene und gerahmte Fotografie wurde erst kürzlich von Hermann und Elli Schmidt an das Stockstädter Museum im Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen übergeben. Museumsleiter Jörg Hartung nahm das besondere Exponat zur Stockstädter Ortsgeschichte dankend an und erkannte auf dem Bild auch gleich seine Urgroßmutter Helene Grünig, geborene Mölbert, die gleich rechts neben Jakob Friedrich Nold abgebildet ist. 


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Aktuelles vom Förderverein Hofgut Guntershausen e. V.

Leider bleibt auch der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. von den Folgen der Corona-Pandemie nicht verschont. Zentrale Einnahmequellen sind bei laufenden Kosten von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Aktuell können beispielsweise im Verwalterhaus keine Seminare und Volkshochschulkurse mehr durchgeführt werden. Auch zahlreiche weitere Veranstaltungen sind vorerst abgesagt. Das Verwalterhaus mit dem Stockstädter Museum und der Kunstgalerie ist seit längerem geschlossen, so dass auch hier die sonst üblichen Spenden der Besucher fehlen.

Obwohl eine Menge der notwendigen Arbeiten ehrenamtlich geleistet wird, muss der Verein dennoch für viele Dinge wie Strom, Reinigungskosten, Versicherungen, Heizung, Wasser, Abwasser und sonstige Nebenkosten aufkommen, die in den dem Verein übertragenen Gebäudeteilen des Hofgutes anfallen.  Das ist bisher nur dank der Sponsoren, Spendern und treuen Vereinsmitglieder möglich, denen der Verein auf diesem Wege recht herzlich dankt.

Alle, die dem Förderverein Hofgut Guntershausen e.V. in dieser schwierigen Zeit helfen möchten, bietet sich die Möglichkeit den Verein in Form einer Mitgliedschaft zu unterstützen. Mit einem Jahresbeitrag von lediglich 20.- Euro unterstützen sie die Arbeit des Fördervereins für den Erhalt und die Weiterentwicklung der ihm übertragenen Gebäudeteile des Hofgutes, dem ehemaligen Verwalterhaus und Südflügel. Der Förderverein ist als gemeinnützig anerkannt und der Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar.

Das Beitrittsformular kann hier heruntergeladen werden.

Bei Rückfragen kann gerne die Geschäftsstelle des Vereins per E-Mail an mail@hofgut-guntershausen.de oder per Telefon unter 06158/828739 kontaktiert werden.

Neue Vitrine für historischen Firstziegel

Bereits 1984 wurde bei Sanierungsarbeiten am „Mörschtdamm“, dem Hochwasserdeich bei Stockstadt am Rhein, ein leicht beschädigter, etwas geschwärzter Firstziegel, ein so genannter „Firstdorn“, gefunden und in das damalige Heimatmuseum in der Oberstraße gebracht. Die Fundstelle befand sich in unmittelbarer Nähe der früheren herrschaftlichen Ziegelhütte und des herrschaftlichen Lagerhauses der Darmstädter Landgrafen und Großherzöge. Da ein solcher Dachschmuck für damalige Stockstädter Gebäude eher unüblich war, zierte dieser Firstdorn möglicherweise einst das Dach des um 1650 errichteten fürstlichen Lagerhauses am früheren Stockstädter Rheinhafen.

Nachdem das Gebäude im Jahre 1849 abbrannte, bebaute man kurz darauf den freigewordenen Platz wieder neu. Beim Freiräumen des Geländes könnte sich der Firstziegel im Bauschutt und dem Erdaushub befunden haben, der schließlich zum Aufschütten und Verstärken des angrenzenden Hochwasserdeiches im Bereich des Rheintors verwendet wurde.

Museumsmitarbeiter Martin Rödl hat nun für das Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein, im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen, eine formschöne Schauvitrine angefertigt, in der dieses besondere Exponat nun sehr ansprechend präsentiert wird.

Die neu angefertigte Schauvitrine mit dem historischen Firstziegel. Foto: Museum Stockstadt am Rhein

Verwalterhaus auf dem Hofgut Guntershausen bleibt vorerst geschlossen

Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie und der noch laufenden Renovierungsarbeiten muss das Stockstädter Museum und die Kunstgalerie im Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen bis auf Weiteres leider noch geschlossen bleiben.

Der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. verweist in diesem Zusammenhang auf seine Angebote im Internet (Website www.hofgut-guntershausen.de und auf Facebook).

Die Fahne des Stockstädter Sängerbundes

Seit kurzem befindet sich die Vereinsfahne des früheren Stockstädter Gesangvereins Sängerbund im Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein, dem ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen. Der Sängerbund wurde bereits 1864 als erster Stockstädter Gesangverein gegründet. Vereinslokal war die Gasstätte „Zur Krone“ in der Oberstraße 20, wo der Verein seine wöchentlichen Singstunden abhielt. Dort befand sich ursprünglich auch die zum 65-Jährigen Jubiläum des Vereins im Jahre 1929 neu angeschaffte Fahne. Der Verein war noch bis zum Kriegsausbruch 1939 aktiv. Nach dem II Weltkrieg nahm der Sängerbund das Vereinsleben allerdings nicht wieder neu auf. Lediglich der Gesangverein Frohsinn von 1884, sowie der heute noch existierende Männergesangverein 1921 Stockstadt e. V. wurden wieder aktiv. Die Abteilung Gesang der SKG Stockstadt gründete sich erst im Jahre 1946.

Martin Rödl (links im Bild) und Jörg Hartung vom Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein zeigen die über 90 Jahre alte Fahne des früheren Stockstädter Sängerbundes. Foto: Walter Mück

Die Vereinsfahne des alten Sängerbundes verblieb zunächst im Vereinslokal „Zur Krone“. Als die langjährige Inhaberfamilie Felger die Gaststätte 1970 an einen Pächter übergab, nahm sie die Fahne in ihre Obhut und bewahrte diese über 50 Jahre sehr sorgsam auf. Nun entschlossen sich die Nachfahren der Familie Felger dieses für die Stockstädter Ortsgeschichte bedeutende Exponat an das Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein zu übergeben. Museumsleiter Jörg Hartung nahm die außerordentlich gut erhaltene Fahne des Sängerbundes dankend entgegen. Die von der Firma „Fahnenrichter“ in Köln hergestellte, jetzt über 90 Jahre alte Fahne, wird nun nach den Vorgaben des Hessischen Museumsverbandes inventarisiert und in den Bestand des Stockstädter Museums übernommen, wo sie zunächst im Depot aufbewahrt wird. Dort befindet sich auch schon die Fahne des früheren Stockstädter Gesangvereins Frohsinn, die bereits 1888 angefertigt wurde.    

Die Aktiven des Sängerbundes um das Jahr 1900, noch mit ihrer vorherigen Vereinsfahne. Foto: Museum Stockstadt am Rhein

Groß-Gerauer Echo vom 31.3.2021: „Historischer Stimmzettel in Stockstädter Akten“

Beim Archivieren von Bauanträgen wird in Stockstadt das Dokument aus dem Jahr 1934 entdeckt. Darauf votierte jemand für Adolf Hitler als Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs.

Von René Granacher

STOCKSTADT – Ein unverhoffter Fund ergab sich bei der Sichtung und Archivierung historischer Bauanträge aus dem Bestand des Stockstädter Gemeindearchivs. Martin Rödl, der im Museum der Gemeinde die alten Dokumente aufbereitet, entdeckte dabei einen Stimmzettel aus dem Jahre 1934, der in dunkle Zeiten zurückführt – zum erfolgreichen Griff der Nationalsozialisten nach der Macht in Deutschland.

Wie Museumsleiter Jörg Hartung mitteilt, wurde die Rückseite des ausgefüllten Stimmzettels nach der Wahl offensichtlich von einem damaligen Gemeindemitarbeiter als Notizzettel verwendet, kam so zu den Akten und hat dort unbemerkt mehr als acht Jahrzehnte überdauert. Es handelt sich um einen Stimmzettel zu der Volksabstimmung am 19. August 1934 über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs, erklärt Hartung.

Adolf Hitler ließ sich mit dieser Abstimmung die Zusammenlegung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten auf seine Person als „Führer und Reichskanzler“ bestätigen. Die Abstimmung ergab eine deutliche Zustimmung, die dennoch hinter den Erwartungen der Machthaber zurückblieb: Mit Ja stimmten 89,93 Prozent, mit Nein 10,07 Prozent, bei einer Wahlbeteiligung von 95,65 Prozent. Auch auf dem Stockstädter Stimmzettel ist ein „Ja“ zu erkennen.

Hintergrund der Abstimmung war, dass Hitler am 1. August 1934, einen Tag vor dem Tod des greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, die Grundlage für die Vereinigung der beiden Ämter geschaffen hatte. Dieses „Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs“ trat mit Hindenburgs Tod in Kraft. Somit gab es nach der letzten demokratischen Reichspräsidentenwahl von 1932 keine Neuwahl mehr, sondern das Volk sollte nachträglich per Volksentscheid abstimmen.

Die Frage auf dem Stimmzettel lautet: „Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. (…) Stimmst Du, deutscher Mann, und Du, deutsche Frau, der in diesem Gesetz getroffenen Regelung zu?“

Auf die Amtsbezeichnung „Reichspräsident“ verzichtete Hitler, weil, wie er schrieb, diese „unzertrennlich verbunden mit dem Namen des großen Toten“ sei. Damit wurde diese Position abgeschafft und Hitler übernahm durch die Volksabstimmung 1934 die oberste militärische Kommandogewalt, die nach der Verfassung der Weimarer Republik mit dem Amt des Reichspräsidenten verbunden war.