Ried-Echo vom 19.3.2019: Fotoschau in Stockstadt liefert ein Bild von früher

von René Granacher

Ausstellung mit Luftaufnahmen aus dem Jahr 1968 stößt auf großes Interesse. Die Farbbilder wurden damals von einem spezialisierten Verlag in Auftrag gegeben.

Historische Luftaufnahmen von Stockstadt aus dem Jahr 1968 sind im ehemaligen Verwaltergebäude des Hofguts Guntershausen zu sehen. Jörg Hartung (Mitte) hat sie zusammengestellt (links Walter Mück, rechts Karl Bäder). Foto: Vollformat/Robert Heiler

STOCKSTADT – Auf großes Interesse stieß die Eröffnung einer neuen Ausstellung im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen. Zu sehen sind dort seit dem Wochenende Luftaufnahmen Stockstadts aus dem Jahr 1968, die einen detaillierten Eindruck des Ortsbilds vor einem halben Jahrhundert liefern. Zahlreiche Stockstädter waren gekommen, um Erinnerungen aufzufrischen und sich auszutauschen.

Die Farbbilder wurden damals von einem spezialisierten Verlag in Auftrag gegeben, Abzüge dann Anwohnern zum Kauf angeboten. Dabei musste, wie Jörg Hartung erläuterte, jedes Luftbild noch bis 1990 vom Regierungspräsidium begutachtet und freigegeben werden, damit keine Informationen über militärische Anlagen verbreitet wurden. Die technische Entwicklung mit Satellitenbildern und Kameradrohnen hat solche Maßnahmen obsolet werden lassen.

In vergangenen 50 Jahren ist der Ort gewachsen

Wie viel sich verändert hat in den vergangenen 50 Jahren, wurde auch deutlich, als Hartung Ereignisse des Jahres 1968 aufzählte. Tatsächlich erlaubt die kleine Ausstellung einen Blick noch weiter zurück in die Ortsgeschichte, wurden die Fotos doch ergänzt um alte Ortspläne von 1886 und 1934 sowie eine frühe Luftaufnahme Stockstadts aus dem Jahr 1930. Der Zeitgeist von 1934 schlug sich auch in der Umbenennung einiger Straßen nieder, die längst zurückgenommen wurde: Damals wurde etwa die Pariser zur Adolf-Hitler-Straße, die Vorder- zur Hindenburg-Straße.

Die Gelegenheit zum Erwerb der Bilder von 1968 bekam die Gemeinde im vergangenen Jahr. Inzwischen hat Jörg Hartung die Bilder gesichtet und aufbereitet, sodass bei jedem Foto auch ein Planausschnitt steht, auf dem der sichtbare Bereich markiert ist. Denn während markante Einrichtungen wie die Kirche oder das Schwimmbad gleich wiederzuerkennen sind, hat sich in anderen Bereichen manches verändert.

Das gilt etwa im Bereich des ehemaligen Nold-Werks, heute ein Wohngebiet mit der neuen Kröncke-Straße. Die Ansichten der Werksgebäude, auf denen die einzelnen Funktionsbereiche des Metallverarbeiters genau zu erkennen sind, gaben Anlass zu vielen Gesprächen im Seminarraum des Hauses. In den umliegenden Straßen wie Falltorweg, Im Eichfeld oder Friedrich-Ebert-Straße gab es ebenfalls zahlreiche Veränderungen.

Noch deutlicher wurde dies an Aufnahmen des damaligen Bahnübergangs in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße: Wo damals ein VW Käfer gemütlich die Gleise überquerte, ermöglicht heute die Bahnunterführung das Queren der ICE-Strecke. Den kleinen Güterbahnhof, auch von der Firma Nold genutzt, gibt es nicht mehr. Viele alte Funktionsgebäude wie Bahnwärterhäuser oder kleine Häuschen für Dammwärter sind auf den Fotos noch zu sehen, inzwischen aber längst verschwunden.

Dafür kam anderes hinzu, so die Altrheinhalle, auf deren Platz 1968 noch Fußball gespielt wurde. Auf dem Marktplatz erkennt man eine kleine Parkanlage, die heute den Pavillons für Schule und Jugendhaus gewichen ist – denen wegen der geplanten Erweiterung der Schule auch kein langes Leben mehr beschieden sein wird. Die Schule selbst ist auf den Fotos noch in der altvertrauten Form vor ihrer Sanierung und Erweiterung zu sehen.

An vielen Stellen erkennt man, wie sehr der Ort in den vergangenen 50 Jahren gewachsen ist. Die Schloßmühle etwa liegt auf den Fotos noch außerhalb des Ortes. Was weggefallen ist, sind neben Bauernhöfen auch die vielen kleinen Läden: Rewe- und Spar-Markt etwa in der Rheinfeldstraße, in der Karl-Marx-Straße die Gärtnerei Krumb und das Lebensmittelgeschäft Roth.

TERMIN:

Die Ausstellung „Stockstadt am Rhein von oben“ ist bis einschließlich 1. Mai, jeweils samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr im Seminarraum des ehemaligen Verwalterhauses des Hofguts Guntershausen zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung ist für Alteingesessene eine Einladung zum nostalgischen Rückblick. Nicht nur einstige Gebäude sind zu sehen, dank der Fotos in hoher Auflösung erkennt man auch Details der Zeit. So an der Tankstelle des Autohauses Koss in der Vorderstraße: 54 Pfennige kostete damals der Liter Benzin. (gra)


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