Erneut großes Interesse am Jagdausflug des letzten Zaren

Wieder bis zum letzten Platz war der Seminarraum im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen auf dem Kühkopf besetzt, als der Leiter des Stockstädter Museums, Jörg Hartung, die Gäste am vergangenen Sonntag (24.03.) zu einem weiteren Hofgutnachmittag begrüßte. Thema war erneut der Jagdausflug des letzten russischen Zaren Nikolaus II auf den Kühkopf, der am 03. November 1903 stattfand. Der Vortrag wurde von Jörg Hartung bereits im vergangenen November gehalten. Aufgrund des großen Interesses wurde dieser nun erneut vom Förderverein Hofgut Guntershausen e.V. ins Programm genommen.

Unter den zahlreichen Gästen konnte auch die hessische Landtagsabgeordnete Frau Ines Claus mit ihrem Ehemann Herrn Dr. Claus begrüßt werden. Die Veranstalter freuten sich auch über den Besuch von Herrn Dr. Ludwig von Heyl nebst Gattin, den Urenkel des früheren Gutsbesitzers Freiherr Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim, der Zar Nikolaus II von Russland 1903 auf den Kühkopf eingeladen hatte.

Jörg Hartung ging im Vortrag nicht nur auf den Ablauf der Jagd und das Jagdergebnis ein, sondern schilderte auch die engen verwandtschaftlichen Beziehungen der adeligen Jagdgäste untereinander. So war Nikolaus der II mit der Darmstädter Prinzessin Alexandra von Hessen und bei Rhein verheiratet, einer Schwester des Darmstädter Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, der neben dem Prinz Heinrich von Preußen, dem jüngeren Bruder des Deutschen Kaisers Wilhelm II, auch an der Jagd auf dem Kühkopf teilnahm.

Es wurde erwähnt womit der Freiherr von Heyl zu Herrnsheim, der Gastgeber und damalige Besitzer des Hofgutes, seine hohen Jagdgäste und die zahlreichen Jagdgehilfen im Verlauf des Tages verköstigte. Auch die Hintergründe, wie es zu diesem Jagdausflug kam, wurden anschaulich dargestellt. Interessant war schließlich der vorgetragene Tagebucheintrag des Zaren, der den Tag auf dem Kühkopf als sehr angenehm und gastfreundlich schilderte.

Nach dem Vortrag kam es wieder zu interessanten Gesprächen unter den Gästen, die sich im historischen Pferdestall des Gutes Kaffee und hausgemachten Kuchen schmecken ließen. Der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. dankt herzlich für die eingegangenen Kuchenspenden, sowie den Helferinnen und Helfern, die durch ihren Einsatz wieder zum Gelingen des sehr harmonisch verlaufenen Nachmittags beigetragen haben. Weiterhin sei allen Gästen für die an diesem Nachmittag eingegangenen Spenden recht herzlich gedankt.

Ried-Echo vom 19.3.2019: Fotoschau in Stockstadt liefert ein Bild von früher

von René Granacher

Ausstellung mit Luftaufnahmen aus dem Jahr 1968 stößt auf großes Interesse. Die Farbbilder wurden damals von einem spezialisierten Verlag in Auftrag gegeben.

Historische Luftaufnahmen von Stockstadt aus dem Jahr 1968 sind im ehemaligen Verwaltergebäude des Hofguts Guntershausen zu sehen. Jörg Hartung (Mitte) hat sie zusammengestellt (links Walter Mück, rechts Karl Bäder). Foto: Vollformat/Robert Heiler

STOCKSTADT – Auf großes Interesse stieß die Eröffnung einer neuen Ausstellung im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen. Zu sehen sind dort seit dem Wochenende Luftaufnahmen Stockstadts aus dem Jahr 1968, die einen detaillierten Eindruck des Ortsbilds vor einem halben Jahrhundert liefern. Zahlreiche Stockstädter waren gekommen, um Erinnerungen aufzufrischen und sich auszutauschen.

Die Farbbilder wurden damals von einem spezialisierten Verlag in Auftrag gegeben, Abzüge dann Anwohnern zum Kauf angeboten. Dabei musste, wie Jörg Hartung erläuterte, jedes Luftbild noch bis 1990 vom Regierungspräsidium begutachtet und freigegeben werden, damit keine Informationen über militärische Anlagen verbreitet wurden. Die technische Entwicklung mit Satellitenbildern und Kameradrohnen hat solche Maßnahmen obsolet werden lassen.

In vergangenen 50 Jahren ist der Ort gewachsen

Wie viel sich verändert hat in den vergangenen 50 Jahren, wurde auch deutlich, als Hartung Ereignisse des Jahres 1968 aufzählte. Tatsächlich erlaubt die kleine Ausstellung einen Blick noch weiter zurück in die Ortsgeschichte, wurden die Fotos doch ergänzt um alte Ortspläne von 1886 und 1934 sowie eine frühe Luftaufnahme Stockstadts aus dem Jahr 1930. Der Zeitgeist von 1934 schlug sich auch in der Umbenennung einiger Straßen nieder, die längst zurückgenommen wurde: Damals wurde etwa die Pariser zur Adolf-Hitler-Straße, die Vorder- zur Hindenburg-Straße.

Die Gelegenheit zum Erwerb der Bilder von 1968 bekam die Gemeinde im vergangenen Jahr. Inzwischen hat Jörg Hartung die Bilder gesichtet und aufbereitet, sodass bei jedem Foto auch ein Planausschnitt steht, auf dem der sichtbare Bereich markiert ist. Denn während markante Einrichtungen wie die Kirche oder das Schwimmbad gleich wiederzuerkennen sind, hat sich in anderen Bereichen manches verändert.

Das gilt etwa im Bereich des ehemaligen Nold-Werks, heute ein Wohngebiet mit der neuen Kröncke-Straße. Die Ansichten der Werksgebäude, auf denen die einzelnen Funktionsbereiche des Metallverarbeiters genau zu erkennen sind, gaben Anlass zu vielen Gesprächen im Seminarraum des Hauses. In den umliegenden Straßen wie Falltorweg, Im Eichfeld oder Friedrich-Ebert-Straße gab es ebenfalls zahlreiche Veränderungen.

Noch deutlicher wurde dies an Aufnahmen des damaligen Bahnübergangs in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße: Wo damals ein VW Käfer gemütlich die Gleise überquerte, ermöglicht heute die Bahnunterführung das Queren der ICE-Strecke. Den kleinen Güterbahnhof, auch von der Firma Nold genutzt, gibt es nicht mehr. Viele alte Funktionsgebäude wie Bahnwärterhäuser oder kleine Häuschen für Dammwärter sind auf den Fotos noch zu sehen, inzwischen aber längst verschwunden.

Dafür kam anderes hinzu, so die Altrheinhalle, auf deren Platz 1968 noch Fußball gespielt wurde. Auf dem Marktplatz erkennt man eine kleine Parkanlage, die heute den Pavillons für Schule und Jugendhaus gewichen ist – denen wegen der geplanten Erweiterung der Schule auch kein langes Leben mehr beschieden sein wird. Die Schule selbst ist auf den Fotos noch in der altvertrauten Form vor ihrer Sanierung und Erweiterung zu sehen.

An vielen Stellen erkennt man, wie sehr der Ort in den vergangenen 50 Jahren gewachsen ist. Die Schloßmühle etwa liegt auf den Fotos noch außerhalb des Ortes. Was weggefallen ist, sind neben Bauernhöfen auch die vielen kleinen Läden: Rewe- und Spar-Markt etwa in der Rheinfeldstraße, in der Karl-Marx-Straße die Gärtnerei Krumb und das Lebensmittelgeschäft Roth.

TERMIN:

Die Ausstellung „Stockstadt am Rhein von oben“ ist bis einschließlich 1. Mai, jeweils samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr im Seminarraum des ehemaligen Verwalterhauses des Hofguts Guntershausen zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung ist für Alteingesessene eine Einladung zum nostalgischen Rückblick. Nicht nur einstige Gebäude sind zu sehen, dank der Fotos in hoher Auflösung erkennt man auch Details der Zeit. So an der Tankstelle des Autohauses Koss in der Vorderstraße: 54 Pfennige kostete damals der Liter Benzin. (gra)


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Sonderausstellung mit Stockstädter Luftaufnahmen von 1968

Gute Stimmung herrschte am vergangenen Samstag (16.03.) bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Stockstadt am Rhein von oben“ im Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein, dem ehem. Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen/Kühkopf. Dort werden derzeit im Rahmen einer Sonderausstellung historische Luftaufnahmen von Stockstadt am Rhein gezeigt.

Anhand der von Jörg Hartung zusammengestellten Aufnahmen, die überwiegend aus dem Jahr 1968 stammen, werden die baulichen Veränderungen im Ortsbild der Altrheingemeinde in den letzten 50 Jahren deutlich. Die Ausstellung ist bis einschließlich 1. Mai 2019 jeweils samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr im Seminarraum des ehem. Verwalterhauses zu besichtigen ist.

Bildunterschrift:

Bürgermeister Thomas Raschel, Museumsleiter Jörg Hartung, Volker Blum
(1. Vorsitzender Förderverein Hofgut), Hermann Zissel und der Stockstädter Künstler Hans Pehle bei der Ausstellungseröffnung. Foto: Heike Hartung

Spende vom SKCV

Zum Fastnachtskehraus, dem verspäteten Aschermittwoch, trafen sich letzten Samstag Mitglieder des SKCV in der Gastwirtschaft „Stockschter Stubb“. Es war das seit vielen zurückliegenden Jahren tradierte Essen, bestehend aus „Hausmacher Worscht, Quellde, Handiftsche und Schmerkees“ angesagt. Nach einer launischen Eröffnung des Abends und der Begrüßung eines neuen, weiblichen Vereinsmitglieds aus dem Odenwald, kam der Vorsitzende des SKCV Klaus Mölbert zum zentralen Zweck der Veranstaltung. Der Übergabe zweier Spenden an den Förderverein Hofgut Guntershausen, vertreten durch den Vorsitzenden Volker Blum, sowie an den Förderverein Schwimmbad, vertreten durch Ingrid Maul. Der SKCV hatte in seiner letzten Generalversammlung beschlossen, aktive, gemeinnützige Vereine aus Stockstadt finanziell zu unterstützen. Die erste Spende ging deshalb Ende letzten Jahres schon an die SKG-Abteilung Fußball für deren Projekt „Prokura“ (Kunstrasen für Stockstadt). Nach dem Dank der beiden anwesenden Vertreter der Vereine für die Spenden und der Einnahme der schmackhaften Abendmahlzeit, beschloss der sich anschließende angeregte Meinungsaustausch mit den Vereinsmitgliedern den Abend. 
Pressemitteilung und Bild: Klaus Mölbert

Wir danken recht herzlich für die Spende!

Hofgutnachmittag: Der Jagdausflug des Zaren auf den Kühkopf

Am Sonntag den 24. März 2019 um 15 Uhr veranstaltet der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. im Seminarraum des ehem. Verwalterhauses auf dem Hofgut Guntershausen/Kühkopf in 64589 Stockstadt am Rhein einen weiteren Hofgutnachmittag. Aufgrund der großen Nachfrage wird der bereits im vergangenen Herbst von Jörg Hartung gehaltene Vortrag zum Jagdausflug des letzten russischen Zaren auf den Kühkopf nun wiederholt.

Zar Nikolaus II von Russland besuchte am 03. November 1903 den Kühkopf zu einem Jagdausflug. Der Zar folgte einer Einladung des Freiherrn von Heyl zu Herrnsheim, dem damaligen Besitzer des Hofgutes Guntershausen. In dessen Begleitung befanden sich unter anderem der letzte Darmstädter Großherzog Ernst Ludwig von Hessen sowie Prinz Heinrich von Preußen, der jüngere Bruder von Kaiser Wilhelm II. Für Kaffee und Kuchen ist gesorgt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, Spenden zum Erhalt des Hofgutes Guntershausen sind erbeten.


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Sonderausstellung: „Stockstadt am Rhein von oben“ – Historische Luftaufnahmen von 1968

Stockstadt am Rhein Mitte der 1960er Jahre.

Im Museum der Gemeinde Stockstadt am Rhein, dem ehem. Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen / Kühkopf, 64589 Stockstadt, werden ab Samstag 16. März 2019 im Rahmen einer Sonderausstellung historische Luftaufnahmen von Stockstadt am Rhein gezeigt. Anhand der von Jörg Hartung zusammengestellten Aufnahmen, die überwiegend aus dem Jahr 1968 stammen, werden die baulichen Veränderungen im Ortsbild der Altrheingemeinde in den letzten 50 Jahren deutlich.

Zur Ausstellungseröffnung am Samstag 16. März 2019 um 16:30 Uhr sind alle interessierten Bürger recht herzlich eingeladen. Herr Hartung wird in die Ausstellung einführen, die dann bis einschließlich 1. Mai 2019 jeweils samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr im Seminarraum des ehem. Verwalterhauses zu besichtigen ist. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei, um Spenden zu Gunsten des Fördervereins Hofgut Guntershausen e. V. wird gebeten.

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Ried-Echo vom 5.3.2019 – Mit feinsten Pinselstrichen

von René Granacher

Der Hanauer Künstler Jürgen Hans stellt bis zum 26. Mai karikierende Porträts von Filmstars im Hofgut Guntershausen aus.

STOCKSTADT – Ein Fest für Filmfreunde ist die aktuelle Ausstellung im Hofgut Guntershausen. Wo sonst, passend zum Ambiente des Naturschutzgebiets, oft Landschaftsbilder zu sehen sind, gibt es diesmal ausschließlich Köpfe: Karikierende Porträts von Filmstars, die der Hanauer Künstler Jürgen Hans angefertigt hat.

Dabei unterscheiden sich die Bilder deutlich von herkömmlichen Karikaturen, die meist in einem vereinfachenden Pinsel- oder Federstrich die charakteristischen Punkte eines Gesichts zu erfassen suchen. Vereinfacht ist hier gar nichts, sondern Hans’ Bilder sind mindestens so aufwendig gemalt wie naturalistische Porträts. Und sie gehen über die Merkmale der jeweiligen Person hinaus, indem sie zahlreiche Verweise auf Image und Rollen der Dargestellten integrieren.

Etwa bei den Schauspielern aus Edgar-Wallace-Filmen, denen hier ein eigener Bereich mit liebevoller Präsentation gewidmet ist. Da sieht man Klaus Kinski mit irrem Blick in der Gummizelle wie im Streifen „Die seltsame Gräfin“, Brigitte Horney aus „Das Geheimnis der weißen Nonne“, Joachim Fuchsberger mit einer Kermit-Puppe als Hinweis auf den „Frosch mit der Maske“. Eddi Arent als ewiger Butler ist noch bekannt, während markante Nebendarsteller wie Ady Berber oder Werner Peters schon etwas für Spezialisten sind.

„Ich beschäftige mich viel mit den Schauspielern“, sagte Jürgen Hans in seiner Einführung, „recherchiere lange und gehe ganz darin auf.“ Seine Krimibegeisterung teilte er mit den Gästen, indem er zu ihrem Vergnügen den Text von Reinhard Meys Lied „Der Mörder ist immer der Gärtner“ rezitierte.

Der Hanauer Künstler Jürgen Hans stellt seine Karikaturen vor.
Foto: Vollformat/Robert Heiler

Mehrere Bond-Darsteller kommen zu Ehren, immer um verspielte Details angereichert, die auf ihre Filme verweisen. Aber auch ein „eiskalter“ Alain Delon ist zu sehen, Jean-Paul Belmondo ebenso wie Gérard Depardieu. Clint Eastwood und Charles Bronson vertreten den Western, ansonsten sind Stars aus Kriminalfilmen in der Überzahl. Doch auch Alfred Hitchcock ist ausgestellt (mit Vogelkrawatte) oder Romy Schneider.

Größtenteils in graubraunen Tönen gehalten, erwecken die akribisch durchkomponierten Bilder auf den ersten Blick den Eindruck von Kohle- oder Bleistiftzeichnungen. Tatsächlich handelt es sich aber um Aquarelle, die mit den üblichen Blumen- oder Landschaftsbildern in dieser Technik nichts gemein haben. Hans modelliert seine Filmhelden mit feinsten Pinselstrichen und einer überbordenden Detailverliebtheit, bei der jedes Haar und manchmal jede Pore einzeln gewürdigt werden.

Das Ergebnis ist manchmal von liebevoller Bosheit wie Karikaturen von Gerhard Haderer, aber auch von hyperrealistischer Überzeugungskraft wie Gemälde von Gottfried Hellnwein. Von Sebastian Krüger kennt man ähnlich verzerrte Star-Porträts in Farbe, während bei Hans nur sehr sparsam eingesetzte Farbelemente das cineastische Schwarz-Weiß ergänzen. Die Aufzählung vergleichbarer Künstler zeigt, dass er sich mit seiner Kunstfertigkeit nicht hinter großen Namen verstecken muss.

Denn dass er weit mehr ist als ein Hobbykünstler, ist beim Blick auf die Bilder augenfällig. 1952 geboren, kam der Hanauer über eine Ausbildung zum Schaufenstergestalter zur professionellen Grafik, war bis 2002 in einer Werbeagentur beschäftigt und arbeitet seitdem frei. Seine Begeisterung für den Film wurde schon in der Kindheit geweckt, als er im Hanauer „Gloria-Palast“ die Wallace-Filme sah. Die späten Früchte dieser Inspiration sind nun bis zum 26. Mai an Wochenenden und Feiertagen im Hofgut zu sehen. Die Öffnungszeiten sind 13 bis 17 Uhr.

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Modell der Schwedensäule für das Stockstädter Museum

Vor rund 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg mit all seinen Schrecken und hinterließ auch Spuren im Hessischen Ried. Eine heute noch sichtbare steinerne Erinnerung an die damaligen Kriegsereignisse in unserer Region ist die Schwedensäule. Ein weiterer Hinweis  ist die auf dem Kühkopf vorhandene Flurbezeichnung „Schwedenkirchhof“.

Der Vorstand des Fördervereins Hofgut Guntershausen e. V. hatte den Bau eines Modells der Schwedensäule in Auftrag gegeben, das von Dr. Ing. Bernhard Hartung im Maßstab 1:10 gefertigt wurde. Das Modell wurde am 26. Februar 2019 dem Stockstädter Museum im Verwalterhaus des Hofgutes Guntershausen übergeben und ist dort künftig zu besichtigen.

Dieses Ereignis hatte der Förderverein Hofgut Guntershausen e. V. zum Anlass genommen, Förderer, Freunde und Unterstützer einzuladen. Der Vorsitzende des Fördervereins, Herr Volker Blum, konnte den schwedischen Honorargeneralkonsul Dr. Christian Bloth, der eigens mit einer schwedischen Delegation aus Frankfurt angereist war, und rund 50 weitere Gäste begrüßen.

Alle Bilder: Harald von Haza-Radlitz

Dr. Bernhard Hartung beschrieb in einem mit Bildern unterstützten Vortrag seine Vorgehensweise zur Gestaltung des maßstabsgetreuen Modells der Schwedensäule.

Der zweite Höhepunkt war der Vortrag des ehemaligen Leiters des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Prof. Dr. Friedrich Battenberg, mit dem Thema “Schwedensäule und Schwedenkirchhof – der Dreißigjährige Krieg im Süden des Kreises Groß-Gerau“. Ein weiterer Höhepunkt war die Ausstellung von Karikaturen des Künstlers Jürgen Hans zum Thema „Cinecatura“ in den Galerieräumen im Verwalterhaus.

Der Vortrag von Prof. Battenberg wurde vom Förderverein in einer Broschüre zusammengefasst, die am 09. und 10. März 2019 auf der Buchmesse im Ried, in der Stockstädter Altrheinhalle, erhältlich ist. Außerdem kann die Broschüre zu den Öffnungszeiten des Verwalterhauses im Hofgut Guntershausen / Kühkopf, samstags, sonntags und feiertags von 13 – 17 Uhr, erworben werden.

Stockstadt: Schwedensäule im Miniaturformat enthüllt

Ried Echo vom 28.2.2019 – von Anke Mosch

Nicht aus Sandstein, sondern aus Balsaholz ist ein Modell der Schwedensäule, das Bernhard Hartung sorgsam im Maßstab 1:10 für den Förderverein des Hofgut Guntershausen gefertigt hat.

STOCKSTADT – Im Original ist die Schwedensäule zwölf Meter hoch, aus rotem Sandstein und sie steht am Altrheinufer. Der auf ihr thronende Löwe mit Krone und Helm schaut in Richtung Kühkopf. Dorthin, wo Schwedenkönig Gustav II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg in einer taktischen Meisterleistung von Erfelden und Stockstadt aus seine Truppen hin übersetzen ließ und in der Folge erst Oppenheim und dann Mainz einnehmen konnte. Dieses Ereignis war dem Schwedenkönig so wichtig, dass er das Denkmal zur Erinnerung an den Rheinübergang errichten ließ.

Nicht aus Sandstein, sondern aus Balsaholz ist ein Modell der Schwedensäule, dass Bernhard Hartung sorgsam im Maßstab 1:10 für den Förderverein des Hofgut Guntershausen gefertigt hat und das am Dienstagabend feierlich vom Fördervereinsvorsitzendem Volker Blum dem Museum der Gemeinde Stockstadt im Verwalterhaus des Hofguts übergeben wurde.



Modellbauer Bernhard Hartung (rechts) und der Vorsitzende des Fördervereins Hofgut Guntershausen, Volker Blum, haben die kleine Schwedensäule am Dienstag vorgestellt.
Foto: Vollformat/Robert Heiler

In einem bebilderten Vortrag zeigte Hartung, wie er das Aufmaß genommen, eine Handskizze gefertigt und maßstabsgetreu das Modell des Denkmals aus quadratischem Sockel, darauf ruhenden vier Kugeln sowie dem im Original sieben Meter hohen Obelisk gebaut hat. Eine besondere Herausforderung war der Löwe auf der Spitze der Säule, Sinnbild des Schwedenkönigs, des „Löwen aus Mitternacht“, erzählte der Modellbauer. Zum Vergnügen der Zuhörer berichtete Hartung, dass er schließlich eine Herrgottschnitzerei in Oberammergau gefunden hatte, die gerne bereit war, den „Bayerischen Löwen Barock“ in einen schwedischen Löwen zu verwandeln: Statt herausgestreckter Zunge und Wappenschild hat der „Löwe aus Mitternacht“ nun originalgetreu Helm und Krone – nur das Schwert in der Pranke war beiden Tieren von vornherein gemeinsam.

Der ehemalige Leiter des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt und Professor für Mittelalterliche und Neuere Geschichte, Friedrich Battenberg, schilderte die Geschehnisse während des Dreißigjährigen Krieges im Süden des Kreises Groß-Gerau. Dieses militärische Durchzugsgebiet wurde von Truppen des katholischen Kaisers wie des protestantischen Schweden gleichermaßen geplündert. Daran konnte auch die diplomatisch geschickte Neutralitätspolitik des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt nichts ändern. Nach einem großen Sieg über die katholische Liga im September 1631 wollte Gustav Adolf die alte kurfürstliche Residenz Mainz einnehmen, die er zum neuen Zentrum eines protestantisch geprägten Reiches machen wollte, so Battenberg.

Da der Rheinübergang bei Kastel gesperrt war, musste der Schwedenkönig einen Umweg wählen und erst einmal die spanischen Truppen in Oppenheim ausschalten. Mit seinem Heer übernachtete Gustav Adolf in Langen und ließ das Gerücht ausstreuen, nach Heidelberg ziehen zu wollen – um dann völlig überraschend in der Nacht zum 7. Dezember (17. Dezember nach gregorianischem Kalender) von Stockstadt und Erfelden aus mit aneinandergehängten Booten und Scheunentoren den Rhein zu überqueren und die überrumpelten spanischen Truppen noch am selben Tag zu schlagen. Erwartet hatte den Rheinübergang an dieser Stelle auch deswegen niemand, weil das Land so unwirtlich war, wie Battenberg schilderte: Der Rhein war hier 300 Meter breit und mit Flussinseln durchsetzt, der Kühkopf zu dieser Zeit eine linksrheinisch weit in den Strom hineinragende Halbinsel und beide Uferseiten sumpfig.

Eine militärische Glanzleistung, die machtpolitisch größte Bedeutung hatte – wurde dadurch doch die Einnahme von Mainz ermöglicht. Kein Wunder also, dass der Schwedenkönig dieses Ereignis auf der Höhe seiner Macht mit einem Denkmal würdigen ließ. Kein Jahr später fiel Gustav Adolf in der Schlacht von Lützen.

WANN UND WO

Das Modell der Schwedensäule kann während der Öffnungszeiten des Museums im Verwalterhaus des Hofguts Guntershausen besichtigt werden: samstags, sonn- und feiertags von 13 bis 17 Uhr.

Der Vortrag Friedrich Battenbergs wie auch die Dokumentation des Modellbaus sind nachzulesen in der vom Förderverein Hofgut Guntershausen herausgegebenen Broschüre „Schwedensäule und Schwedenkirchhof – der Dreißigjährige Krieg im Süden des Kreises Groß-Gerau“.

Es kann auch auf dem Stand des Stockstädter Museums auf der Buchmesse im Ried am 9. und 10. März erworben werden. (anmo)